[Von Uwe Niemeier] – Vermutlich übertreibe ich mal wieder, vielleicht höre ich auch nur Flöhe husten, aber mir fallen ein paar Dinge auf und meine Gedanken will ich einfach nur mitteilen. Dankbar bin ich, wenn man mir überzeugend aufzeigt, dass meine Überlegungen falsch, zumindest aber übertrieben sind.
Das waren Zeiten – die 90er Jahre, als die Mauern fielen, die Menschen zueinander kamen, der Kalte Krieg aufhörte, die Politiker miteinander unverkrampft sprachen, Präsidenten Wodka tranken und Polizeiorchester dirigierten, Deutsche, Amerikaner und andere in Russland das Leben neu organisierten und Geld verdienten. Irgendwie ging es vorwärts. In Kaliningrad natürlich auch, denn die sowjetische Militärbastion, verbotene Zone und unsinkbarer Flugzeugträger öffnete sich und lies alle die Ausländer rein, denen der Besuch (nach westlicher Ansicht) jahrzehntelang verboten war. Dann kamen die ersten Firmen nach Kaliningrad. Man spürte, dass man Geschäfte machen konnte.
Im Jahre 1994 wurde eine Vertretung der Hamburger Handelskammer in Kaliningrad eröffnet, das System „Duty-Free“ hielt Einzug an den Grenzen des Kaliningrader Gebiets, der Wohlstand wuchs und 2004 kam der deutsche Botschafter aus Moskau nach Kaliningrad und verkündete, dass Kaliningrad ein deutsches Generalkonsulat erhält und wenige Monate später war das dann schon Realität.
Im Jahre 2005 kam Georgi Boos nach Kaliningrad als Gouverneur und mit ihm Moskauer Geld und Beziehungen. Es ging aufwärts und alle schauten optimistisch in die Zukunft. Die paar Krisen zwischendurch (1992, 1998, 2008) hatte Russland locker weggesteckt und niemand dachte ernsthaft über generelle Veränderungen, generelle Verschlechterungen nach.
Heute schreiben wir das Jahr 2015 und wir wissen, dass Russland und die Europäische Union, deren gewichtiges Mitglied die Bundesrepublik Deutschland ist, eine gemeinsame Grenze haben, aber die Grenze grenzt immer mehr ab – beide Seiten driften auseinander. Das scheint insbesondere auf föderaler Ebene zwischen Deutschland und Russland zuzutreffen.
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