Der Internationale Frauentag in Russland – zwischen Blumen und Haushalt

Der Internationale Frauentag in Russland – zwischen Blumen und Haushalt

Es wird wieder kalt in Moskau. Die Wetterfrösche versprechen am Wochenende sogar bis zu minus zehn Grad. Kein typischer Frühlingsanfang. Doch etwas Frühlingshaftes spürt man in der Luft. Hin und wieder sieht man Frauen mit einem Blumenstrauß aus frischen Tulpen. Oder Männer, die mit gehetztem Gesichtsausdruck und Blumensträußen durch die Gegend laufen … Es ist nämlich fast soweit. Am 8. März wird in Russland der Internationale Frauentag gefeiert. Es ist ein nicht mehr wegzudenkendes Ritual, das sich Jahr für Jahr wiederholt – der 8. März in Russland. Man kann diesen Tag wahrscheinlich mit der „fünften Jahreszeit“ im Rheinland vergleichen: Die Regeln des Alltags werden außer Kraft gesetzt. Man kann in gewissem Sinne auch über Verkleidung reden. Denn die schlimmsten Grobiane verwandeln sich in Kavaliere, Frauen schminken sich besonders sorgfältig und ziehen ihre schönsten Kleider an. Politiker übertreffen sich in Lobgesängen auf die russische Frau, und der Präsident zeichnet die besten davon mit Orden aus. So sieht der internationale Frauentag auf Russisch aus.

Alle Männer haben nur eins im Kopf – was soll ich meiner Liebsten, meinen Kolleginnen, meiner Mutter, meiner Chefin schenken? Laut einer Umfrage des russischen Meinungsforschungszentrums WZIOM vom vorigen Jahr waren die Top drei der geplanten Geschenke russischer Männer für den 8. März Blumen (68 Prozent), Parfums und Kosmetika (23 Prozent) und Süßigkeiten (22 Prozent). Doch wie immer verstehen Männer nicht, was Frauen wirklich wollen. Die meisten Russinnen wünschten sich insgeheim eine schöne Urlaubreise (38 Prozent), Blumen (36 Prozent) oder eine Eintrittskarte für ein Konzert oder Theater und Geschenkgutscheine (jeweils 23 Prozent).

In diesem Jahr nannten Frauen Blumen (33 Prozent), einen Kurzurlaub (31 Prozent) und einen Geldgutschein (26 Prozent) als die begehrtesten Geschenke. Ebenfalls wünscht sich jede fünfte Frau Karten für ein Konzert/Theater (24 Prozent), sowie Kosmetik/Bijouterie oder ein Smartphone (jeweils dreizehn Prozent).

Laut einer Umfrage von Superjob träumt zwar jede fünfte russische Frau davon, Blumen geschenkt zu bekommen (22 Prozent der Befragten), aber fünfzehn Prozent bezeichnen es als nutzlose Geldverschwendung.

Nicht überraschend, wenn der durchschnittliche Preis für einen Blumenstrauß pünktlich zum 8. März in Moskau fast fünftausend Rubel (55 Euro!) beträgt.

Kurz vor dem Feiertag wollten Soziologen von WZIOM herauszufinden, was Russen am meisten an Frauen schätzen. An erster Stelle standen solche Charaktereigenschaften wie Freundlichkeit, Herzlichkeit und die Fähigkeit zum Mitfühlen – 27 Prozent. Allerdings erwähnten diese Eigenschaften vor allem Frauen selbst (31 Prozent). Schönheit und Attraktivität stehen an zweiter Stelle – zwanzig Prozent, diese Eigenschaften werden von Männern (29 Prozent) mehr geschätzt. Intellekt, Intelligenz und Bildung vervollständigen die Top drei der wertvollsten Eigenschaften des schönen Geschlechts – fast zwanzig Prozent.

Die Umfrage zeigte auch, dass sich die Russen von der traditionellen Vorstellung verabschieden, dass nur Frauen für die Hausarbeit zuständig sind. Russen teilen sich häufiger gleichberechtigt die Aufgaben im Haushalt. Die Auswahl von Lebensmitteln und das Kochen werden laut 65 Prozent der Befragten von den Partnern gemeinsam übernommen. Die jungen Russen (fast 77 Prozent) denken häufiger so. Putzen, ist nach Meinung von 61 der Russen die Aufgabe sowohl von Männern als auch von Frauen. Diese Meinung ist bei Männern häufiger anzutreffen (66 Prozent).

Solche Ergebnisse widerlegen den alten Witz über den 8. März: Sagt ein Mann großzügig zu seiner Frau: „Ach Schatz, du brauchst doch heute kein Geschirr spülen! Heute ist der 8. März! Kümmere Dich morgen darum.“

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

Fotos © russland.NEWS

COMMENTS