Der Fall Chodorkowski bewirkt erste Erkenntnisse

Nach der ersten Euphorie über die Freilassung des Ex-Oligarchen Michail Chodorkowski mehren sich auch kritische Stimmen. Der CDU-Politiker und Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder, findet das Verhalten Deutschlands gegenüber Moskau nicht in Ordnung.

„Es gibt kaum ein Land, in dem Russland so stark kritisiert wird, wie in Deutschland“, sagte der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag im Interview mit dem Radiosender MDR Info. „In der Tat haben wir eine oberlehrerhafte Manier gegenüber Russland an den Tag gelegt, die sicherlich nicht richtig war.“

Sicher habe es Chodorkowski verdient, nach zehn Jahren wieder in Freiheit zu sein. Ein „Unschuldsengel“ sei der einstmals reichste Mann Russlands aber nie gewesen. “Wer so schnell zu so großem Reichtum gekommen ist, hat das garantiert nicht nach deutschen oder europäischen Maßstäben erreicht“, so Mißfelder. Auch heute noch scheine Chodorkowski sehr viel Geld zu haben, „das Adlon ist ja auch keine Jugendherberge.“

Die US-amerikanische Werbeagentur Burson-Marsteller arbeite für ihn und sei in den vergangenen Jahren auch in Mißfelders Büro vorstellig geworden, „zum Teil mit sehr rabiaten Methoden“, damit der CDU-Politiker sich für Chodorkowski verwende.

Zuvor schon hatte Mißfelder erklärt, das von Präsident Wladimir Putin initiierte Amnestie-Gesetz stärke das Vertrauen in den russischen Rechtsstaat. „Wir sehen die Amnestie auch als ein positives Signal für die Fortentwicklung der Beziehungen zwischen Deutschland und Russland.“ Ein „modernes, wirtschaftlich starkes und demokratisches Russland“ liege im deutschen Interesse, betonte der CDU-Politiker. „Deutschland und Russland werden zukünftig noch enger zusammenarbeiten müssen, um gegen neue Kraftzentren beispielsweise in Asien bestehen zu können. Zu dieser engeren Zusammenarbeit wird auch eine weitere Liberalisierung der Visaregelungen für Unternehmer, Wissenschaftler, zivilgesellschaftliche Akteure und Studenten gehören, zu der wir uns im Koalitionsvertrag verpflichtet haben.

Stimme Russlands

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