Demographie in Russland: „Eine bedrohliche Situation für die Zukunft“© russland.NEWS

Demographie in Russland: „Eine bedrohliche Situation für die Zukunft“

Eine Gruppe von Professoren, Mitgliedern und korrespondierenden Mitgliedern der Russischen Akademie der Wissenschaften haben einen Brief an den russischen Premierminister Michail Mischustin mit dem Titel vielsagenden Titel „Über die hohe Sterblichkeitsrate und die sinkende Geburtenrate. Erforderliche Maßnahmen zur Rettung des Volkes“ geschrieben. Dies berichtet die Zeitung Nesawissimaja Gaseta.

„Laut Rosstat [russisches Statistikamt]“, schreiben die Wissenschaftler, „ist die Sterblichkeit in den 12 Monaten der Pandemie – von Mai 2020 bis April 2021 – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 481.000 Menschen gestiegen. Dieser Anstieg, das heißt die Übersterblichkeit im Verhältnis zur Bevölkerungszahl Russlands, ist um ein Vielfaches höher als in allen anderen Ländern der Welt. Und im Gegensatz zu ihnen nimmt sie in unserem Land immer noch zu. Angesichts des Rückgangs der Geburtenrate in diesem Zeitraum belief sich der natürliche Bevölkerungsrückgang auf 835.000 Personen“.

Experten schätzen, dass in der Covid-19 Pandemie der wirtschaftliche Verlust durch den Verlust von Humankapital (aufgrund zusätzlicher Todesfälle und einer Verschlechterung des Gesundheitszustands) um ein Vielfaches höher ist als der Rückgang des BIP.

Nach Berechnungen von Mitgliedern der Russischen Akademie der Wissenschaften belief sich der Bevölkerungsverlust in Russland in den 12 Monaten der Pandemie auf fast eine Million Menschen. Zum Vergleich: Covid-19 war für 80 Prozent der Zunahme der Todesfälle in Europa und den Vereinigten Staaten verantwortlich, in Russland für 50 Prozent. Doch das ist keineswegs eine positive Nachricht, so die Wissenschaftler: „In Russland ist der Anstieg der Sterblichkeit um weitere 50 Prozent darauf zurückzuführen, dass das Gesundheitssystem nicht in der Lage war, alle Erkrankten zu behandeln. Tatsache ist, dass Russland schon vor der Pandemie eine extrem hohe Sterblichkeitsrate im Vergleich zu entwickelten Ländern hatte. Im Jahr 2019 war sie sogar höher als in den 1980er Jahren. Und die Sterblichkeitsrate unter Bürgern im erwerbsfähigen Alter (16 bis 64 Jahre) ist in Russland bei Männern fast dreimal und bei Frauen zweimal so hoch wie in den EU-Ländern. Aus diesem Grund ist die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter in den letzten 10 Jahren um 7,5 Millionen gesunken und wird dies auf diesem Niveau der öffentlichen Gesundheit und des Gesundheitswesens auch weiterhin tun.“

„Eine bedrohliche Situation für die Zukunft Russlands ergibt sich auch bei der Geburtenrate“, schreiben die Wissenschaftler. „Nach 2015 ist sie in nur fünf Jahren von 1,9 auf 1,4 Millionen Geburten pro Jahr gesunken! Und die Zahl der Neugeborenen wird weiter zurückgehen, zum einen wegen des anhaltenden Rückgangs der Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter (20 bis 34 Jahre) und zum anderen wegen eines Rückgangs des ohnehin schon niedrigen Einkommens der Bevölkerung um 10 Prozent zwischen 2013 und 2020. Gleichzeitig beträgt unser Einkommensanteil am BIP nur 55 Prozent und ist damit 1,3-mal niedriger als in den „neuen“ und „alten“ EU-Ländern (70 Prozent). Die meisten unserer jungen Familien können sich die Kosten für ein zweites oder drittes Kind nicht leisten. Und es ist viel schwieriger, die Geburtenrate zu erhöhen, als die hohe Sterblichkeitsrate zu senken.

Am 6. August 2021 wies der russische Präsident Wladimir Putin die Regierung an, das Bevölkerungswachstum in Russland bis Ende 2024 sicherzustellen und bis Ende 2025 eine Lebenserwartung von 75 Jahren zu erreichen.

[hrsg/russland.NEWS]

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