Das russische Bildungssystem während und nach der Pandemie

Das russische Bildungssystem während und nach der Pandemie

[von Anastasia Byrka] Am 19. Mai fand in Russland eine Live-Sendung des Online-Marathons Zu-Hause-Stunde («Домашний час») statt, die von dem wissenschaftlichen Leiter des Fach- und Analysezentrums Wissenschafts- und Bildungspolitik, Eugenij Szhjonow, moderiert wurde. Thema der Sendung war: „Das Bildungssystem nach der Pandemie: Herausforderungen und Lösungen“.

Wie Eugenij Szhjonow während der Sendung sagte, „werden die Systeme der höheren, mittleren Berufs- und Schulbildung in diesem Jahr einen erheblichen Wandel erfahren und dadurch die Arbeit von Schulen, Hochschulen und Universitäten, sowie ihre Steuersysteme für viele Jahre nach vorne gebracht werden“. Er bat Schüler, Eltern und Lehrer um Verständnis für diese Veränderungen.
Unter anderem wurde in der Sendung die Frage der Abschaffung der staatlichen Abschlussprüfung für die Neuntklässler näher beleuchtet. Nach Informationen des Bildungsministeriums Russlands werden nicht nur die Abschlussprüfungen der Wahl-, sondern auch der Pflichtfächer – Russisch und Mathematik – nicht stattfinden. Die Noten für das Schulabschlusszeugnis werden allein auf Grundlage der bisherigen Erfolge der Schüler ausgestellt werden.
Einheitliche staatliche Abschlussprüfungen werden nur jene Absolventen ablegen, die planen, an die Universitäten zu gehen. Wer dies nicht beabsichtigt, bekommt die Abschlussnoten zusammen mit den Jahresergebnissen. Die Schüler der elften Klassen können in diesem Jahr nur zwei Prüfungen in den berufsbezogenen Disziplinen ablegen. Die Wahl wird, wie immer, von der Fakultät abhängen. Aktuell erwägen das Bildungsministerium und der russische föderale Aufsichtsdienst für Bildung und Wissenschaft die Möglichkeit, die Staatsprüfungen in der zweiten Junihälfte durchzuführen.

Dem Anschein nach, können russische Schüler im nächsten Schuljahr viele neue Regeln erwarten. An Schulen soll es innen wie außen keine gemeinsamen Pausen sowie keine Ausflüge mit anderen Klassen mehr geben, jede Klasse wird ihren eigenen Zeitplan bekommen. Anders als bisher, soll jeder Klasse außerdem ein fester Raum zugewiesen werden, in dem alle Fächer unterrichtet werden. Dies gilt sowohl für Grundschüler als auch für Schüler der Mittel- und Oberstufen. Außerdem wird der Unterricht der jeweiligen Klassen zu unterschiedlichen Zeiten beginnen. Eine besondere Aufmerksamkeit wird der Hygiene der Klassenräume gewidmet sein: Die Klassen werden regelmäßig desinfiziert und belüftet. Am Eingang der Schule und in den Toiletten werden Antiseptiker platziert.

Der Föderale Dienst für die Aufsicht auf dem Gebiet des Schutzes der Verbraucherrechte und des Wohlergehens des Menschen Russlands hat Empfehlungen für Schulen entwickelt, um die Verbreitung des Coronavirus zu verhindern. Rund ein Dutzend Änderungen werden in ihre Arbeit aufgenommen. Die Behörde besteht auf die Durchführung folgender Maßnahmen:

  • die Schule vor ihrer Öffnung mit Desinfektionsmitteln zu reinigen;
  • gemeinsame Pausen zu vermeiden;
  • die Anzahl der Klassen nach Möglichkeit zu reduzieren;
  • eine Desinfektion der Klassenräume durchzuführen;
  • jeder Klasse einen eigenen Raum zuzuweisen;
  • Hortgruppen, gebildet aus Schülern verschiedener Klassen, zu schließen;
  • an den Schuleingängen Desinfektionsmittel zu installieren;
  • keine Massenveranstaltungen zu organisieren;
  • die Unterrichts- und Pausenzeiten zu ändern;
  • die Anzahl der Stunden in der Turnhalle zu reduzieren, sie an die offene Luft zu versetzen;
  • erkrankte Kinder vor der Ankunft der Eltern oder des Krankenwagens zu isolieren.

Zuvor hatte sich auch das Bildungsministerium mit Empfehlungen zur Organisation der Lehrtätigkeit geäußert. Vor allem rief die Behörde dazu auf, eine Distanz von mindestens 1,5 Metern sowohl zwischen Schülern als auch zwischen Pädagogen einzuhalten.

Die Immatrikulation im Jahr 2020 wird so weit wie möglich online realisiert. Die Bewerbung und die Dokumente können über elektronische Dienste der Universitäten eingereicht werden, wie das Ministerium für Hochschulbildung und Forschung Russlands berichtete.

[Anastasia Byrka/russland.NEWS]

Foto: Copyright (2020) russland.NEWS

COMMENTS