Das Coronavirus mischte sich in den Lernprozess ein

Das Coronavirus mischte sich in den Lernprozess ein

[von Anastasia Byrka] Die nächste Woche wird in Russland frei sein, teilte Präsident Wladimir Putin bei einem Appell an das Volk am Mittwoch, dem 25. März, mit. Wegen des Coronavirus wird sich die Bevölkerung bei vollem Lohnausgleich vom 30. März bis 5. April ausruhen. Nur einige Dienste werden arbeiten.

„Natürlich werden alle lebenserhaltenden Strukturen, unter anderem die medizinischen Organisationen, Apotheken, Transport, Behörden aller Ebenen, ihre Arbeit fortsetzen. Man muss unbedingt Disziplin einhalten und Verantwortung zeigen. Am sichersten ist es jetzt, zu Hause zu sein,“ sagte der Präsident.

Wladimir Putin erklärte, die Hauptaufgabe sei es, die Risiken der Verbreitung des Coronavirus so gering wie möglich zu halten. Er erklärte, Russland könne sich der Bedrohung nicht völlig entziehen – in der Nähe eines Landes mit einer ungünstigen epidemiologischen Situation.

Auch Studenten der russischen Universitäten werden ein zusätzliches Wochenende haben – ab 28. März gehen sie in die Ferien, die am fünften April enden. Eine entsprechende Anordnung hat der Minister für Hochschulbildung und Forschung Russlands Walerij Falkow bereits unterzeichnet. Er sagte, dieser Schritt sei auf eine zusätzliche Prävention der Verbreitung des Coronavirus gerichtet. Es ist zu beachten, dass, nach Informationen des Ministeriums, etwa 80 Prozent der Universitäten die Arbeit ins Online- und Distanzformat verlegt. Was die Schulen angeht, sind sie vom 23. März bis 12. April in den Ferien. Nach Angaben des russischen Bildungsministers Sergej Krawzow ist aber die Unterstützung für das Online- und Distanzlernen von Schülern organisiert.

Und wie ist die Arbeit der russischen Bildungseinrichtungen jetzt organisiert? Wir betrachten ein einfaches Beispiel. Um sich einer Online-Stunde oder Online-Vorlesung anzuschließen, muss man nicht unbedingt einen Computer haben. Es reicht, eine spezielle App auf dem Smartphone zu installieren, den vom Lehrer an die Studenten geschickten Zugangscode einzugeben, und man kann anfangen zu lernen. Darüber hinaus: Die Studenten haben die Möglichkeit, die Vorlesungen in Aufzeichnungen jederzeit bequem anzuschauen.

Die Korrespondentin von russland.NEWS hat eine zweite Qualifikation – als Lehrkraft für Englisch und Deutsch – und weiß nicht nur vom Hörensagen, wie Online-Unterricht stattfindet. Aber in Kleingruppen bis zu zehn Personen. Der offensichtliche Vorteil des Online-Lernens ist, dass man ein größeres Engagement der Studenten beobachten kann, und der Wirkungsgrad wächst. Allerdings ist es vielleicht vorübergehend. Während des „realen“ Unterrichts „der Effekt des Stroms“ beobachtet wird: Ein Student oder Schüler, der nichts verstanden hat, hat beim Nachbarn abgeschrieben und – als Folge – alles richtig gemacht. Beim Online-Unterricht wird diese Form der „Hilfe“ auf ein Minimum reduziert – jeder denkt mit seinem Kopf in Echtzeit. Man kann nicht aussitzen oder abschreiben. Die individuelle Verantwortung und Belastung für jeden steigt. Übrigens trägt die Verfügbarkeit von Online- und Distanzunterricht dazu bei, dass die Lehrkraft ihren Fernkurs bewältigen und verbessern kann.

Aber es gibt natürlich Nachteile. Im Klassenzimmer sehen sich Lehrer und Studenten, erhalten gegenseitige verbale und nonverbale Signale. Vor dem Bildschirm des Computers sind die Lernenden fokussierter, sie bekommen keine Unterstützung, die im Präsenzstudium möglich ist: Es gibt keinen Austausch der Blicke, der Energieaustausch ist auch anders eingerichtet. Außerdem macht der Kursleiter durch die Fernbeschäftigung gleich mehrere Sachen: präsentiert die Materialien, legt Übungen vor, überwacht Fragen im Chat, hilft Studenten bei technischen Problemen. Und das ist ziemlich schwierig und sehr anstrengend. Der Nachteil ist auch, dass man in der Klasse aufstehen und herumgehen kann. Vor dem Bildschirm geht das aber nicht. Jedenfalls wird eine vom Bildschirm verschwundene Lehrkraft Fragen aufwerfen.

Das Einzige, was unverständlich bleibt: Wie organisiert ein Schullehrer eine Online-Stunde, wenn es 40 Schüler in der Klasse gibt? Und solche Zahlen sind jetzt nicht selten in russischen Schulen. Wenn man sogar mögliche technische Probleme von den Schülern ausschließt, wird es einen Lehrermonolog vom Laptop-Bildschirm geben, aber keinen vollständigen „echten“ Unterricht.

[Anastasia Byrka/russland.NEWS]

Quellen:

http://kremlin.ru/events/president/news/63061

https://minobrnauki.gov.ru/ru/press-center/card/?id_4=2502

https://edu.gov.ru/distance

 

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