Cov-19: Nachruf an Wladimir Schabaschow

Cov-19: Nachruf an Wladimir Schabaschow

Am 7. November hat die musikalische Welt einen großen Verlust erlitten – Wladimir Schabaschow, Schlagzeuger, Professor an der Hochschule für Künste Woronesch und wichtiger Kulturschaffender in Russland, ist einer Folgekrankheit von Covid-19 erlegen.

[von Anastasia Byrka] “Hallo Anastasia! Vielen Dank für Ihre Nachricht! Ich denke, ich kann Ihrem Sohn einmal beim Spielen zuhören, aber es ist noch zu früh, um über Unterricht nachzudenken. Man sollte noch ein oder zwei Jahre warten, bis die Arme kräftiger geworden sind. Lassen Sie uns ein Treffen vereinbaren. Rufen Sie mich nach dem 14. Januar an. Bis bald.“

Diese Antwortnachricht, die das Leben meiner ganzen Familie veränderte und zu einer neuen, erstaunlichen Begegnung führte, bekam ich vor fast acht Jahren. Nach dem besagten Treffen folgte ein Lebensabschnitt, an den ich mich dankbar erinnere. Das Kind, von dem in der Nachricht die Rede war, ist mein damals dreijähriger Sohn Daniil und zukünftiger Schüler von Wladimir Schabaschow. Schabaschow ist ein russlandweit bekannter Meister des Schlagzeugspiels aus der Region Woronesch und Preisträger zahlreicher nationaler Jazzfestivals. Nun weilt dieser Musiker leider nicht mehr unter uns.

Wladimir Schabaschow wurde in der Stadt Kirssanow der Region Tambow am 15. August 1953 geboren. 1977 absolvierte er die Musikfachschule Woronesch und 1983 ebenfalls dort die Hochschule der Künste. Schabaschow unterrichtete seine Fächer praktisch auf allen Ebenen der musikalischen Bildung in Woronesch: Nicht nur in der Hochschule, sondern auch in der Rostropowitsch-Musikfachschule, in der Musikfachgrundschule und in der Kindermusik- und Kunstschule. Doch er war nicht nur als Theoretiker erfolgreich, sondern auch als Praktiker. Schabaschow spielte in Sinfonieorchestern von Woronesch, Brjansk, Kursk, Rostow am Don und gab oft auch Gastspiele im Ausland. Als Professor schrieb er Artikel über Geschichte und Methoden des Schlagzeugunterrichts. Nebenbei bemerkt, hat er in ganz Russland die bekannte Schule des Schlagzeugspiels geschaffen. Von vierhundert Schülern des namhaften Musikers war die Hälfte Preisträger internationaler und nationaler Wettbewerbe.

Als wir unseren Sohn zum Vorspielen brachten, traf Wladimir Schabaschow uns mit der ihm eigenen Gutartigkeit, Humor, Leichtigkeit und Respekt gegenüber anderen Leuten. Nachdem wir uns seine Ratschläge angehört hatten, sind wir gegangen, um sie drei weitere Jahre zu befolgen. Und als unser Sohn sechseinhalb Jahre alt war, kamen wir zurück, um auf die Abteilung für Blas- und Schlagmusikinstrumente der Kindermusik- und Kunstschule zu gehen. Dort lernt Daniil bis jetzt Trommel und Xylophon spielen. Aber schon eine Woche ohne seinen Lieblingsmusiklehrer.

Wladimir Schabaschow – ein Mann mit einem großen Herzen – tat große Dinge und trug viel Gutes zur Welt bei. Seit 2008 veranstaltete er jedes Jahr Weihnachten-Benefiz-Konzerte in Woronesch, um sich an die einst erlebten Schwierigkeiten in seiner Familie zu erinnern und bedürftigen Kindern zu helfen. An diesen nahmen zahlreiche Schüler des Professors sowie seine musikalische Familie teil: seine Ehefrau, Konzertmeisterin Ludmila Schabaschowa, und ihre zwei Kinder, die Geigerin, Sängerin und Schauspielerin Veronika Schabaschowa und Marimbaspieler Wladimir Schabaschow-Junior, dessen Talent im Ausland hochgeschätzt wird. Das bei den Konzerten gesammelte Geld übergab der Pädagoge an die onkohämatologische Abteilung des 1. Krankenhauses der Region Woronesch – für den Einkauf von medizinischen Geräten und Medikamenten für junge Patienten. Die Wohltätigkeitsveranstaltungen fanden mit Unterstützung der Stiftung Dobroswet statt, die von Ärzten und Eltern im Krankenhaus gegründet wurde. Es ist erwähnenswert, dass die Gesamtsumme der Spendenaktion für alle Jahre mehrere Millionen Rubel beträgt. Neben Schabaschow ist mir kein weiterer Musiker und Lehrer bekannt, der wie er an Wunder glaubte und diese persönlich Wirklichkeit werden ließ.

Als ich mir die Seite von Wladimir Schabaschow in einem sozialen Netzwerk ansah, stieß ich auf Worte, die er anlässlich seines 67. Geburtstags im August dieses Jahres schrieb: “Vielen Dank an alle, die mir zum Geburtstag gratuliert haben! Briefe, Anrufe, SMS, Telegramme und persönliche Treffen. Inniglich ergriffen bin ich von Ihren guten Wünschen, ich erinnere mich an Sie alle, ich liebe und umarme Sie! Herzliche Grüße, Wladimir Schabaschow.”

Für immer in unseren Herzen.

[Anastasia Byrka/russland.NEWS]

Foto: Wladimir Schabaschow, https://vk.com/photo23137221_218771853

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