Christos ist auferstanden! Dieses Jahr feiern gläubige Russen das Osterfest zu HauseFotos © russland.news

Christos ist auferstanden! Dieses Jahr feiern gläubige Russen das Osterfest zu Hause

Dieses Jahr feiern orthodoxe Christen das Osterfest am 19. April. Das Datum des Osterfestes wird in allen orthodoxen Kirchen nach dem Julianischen Kalender berechnet (von Zeit zu Zeit fällt es mit dem westlichen Datum zusammen, der nach dem Gregorianischen Kalender berechnet wird). Dieses Fest hat in der russischen orthodoxen Kultur eine zentrale Stellung. In seiner Schönheit und Grandiosität übertrifft das Osterfest alle anderen orthodoxen Feste.   „Die Auferstehung Christi ist der Feiertag der ganzen christlichen Welt, doch nirgends ist er so hell und so himmlisch wie in der Orthodoxie und nirgends, so füge ich hinzu, wird er so gefeiert wie in Russland, auf russischer Erde, zusammen mit dem zarten und durchsichtigen, hellen und feierlichen Frühjahr“, schrieb der orthodoxe Theologe Sergej Bulgakow.

Nach siebzig Jahren aufgezwungenem Atheismus als Staatsideologie, feiern im heutigen Russland immer mehr Menschen Ostern. Laut einer Umfrage des Allrussischen Meinungsforschungs-zentrums WZIOM im Jahre 2018, hatten mehr als drei Viertel (81 Prozent) der Russen vor, Ostern zu feiern. 48 Prozent wollten traditionelle Osterspeisen zubereiten und 21 Prozent diese Speisen in der Kirche weihen lassen. Elf Prozent der Befragten gaben an, am nächtlichen Ostergottesdienst teilzunehmen. Also ist Ostern für die meisten Russen mehr mit schönen alten Bräuchen verbunden als mit der Kirche. Auch in der Zeit, als Atheismus die Staatsreligion war, ging die Tradition des Kulitsch-Backens (ein besonderer Osterkuchen) nicht verloren. Und obwohl nur die wenigsten überhaupt noch wussten, was Ostern bedeutet, geschweige denn in die Kirche gingen, backte man Kulitschi und bemalte fleißig die Eier.

Die aktuelle Umfrage von WZIOM zeigt, dass die Russen Ostern den drittwichtigsten Feiertag (34 Prozent) nennen nach dem Tag des Sieges (71Prozent) und dem neuen Jahr (66 Prozent). Bei den religiösen Feiertagen steht es an erster Stelle (Weihnachten – 27 Prozent, islamisches Opferfest – drei Prozent). Die überwiegende Mehrheit der Russen unterstützt nach den Ergebnissen derselben Umfrage die Empfehlung, den Besuch von Kirchen und Moscheen während religiöser Feiertage zu beschränken (84 Prozent). Bei den orthodoxen Russen liegt dieser Anteil bei 87 Prozent.

Und so feiern die meisten russisch-orthodoxen Christen in Russland Ostern zu Hause in diesem Jahr und können den Ostergottesdienst online verfolgen. Doch diese Ausnahmesituation beunruhigt viele Gläubige. Die Gottesdienste gehen weiter, und das ist das Wichtigste. Denn Russland kannte viel schrecklichere Zeiten, was die Möglichkeiten betraf, an den Sakramenten der Kirche teilzunehmen und Seelsorge zu erhalten.

„Wir dürfen die Zeiten nicht vergessen, als fast alle Kirchen in unserem Heimatland zerstört oder geschlossen wurden und Priester auf Verhaftungen und oft auf das Martyrium warteten. Aber das Gebet ertönte schon damals, und die Gläubigen versuchten, ihre Priester zu unterstützen, beteten heimlich, überführten heimlich die Heiligen Gaben in Gefängnisse und ins Exil – und es war tödlich gefährlich“, erinnerte der Bischof von Kalachinsk Peter. Die Notwendigkeit zu Hause zu bleiben sei „eine Antwort der Kirche, das ist die Hilfe für unsere Behörden, unsere Ärzte und Freiwilligen, die jetzt gegen die Epidemie kämpfen“, so der Bischof. „Niemand greift unseren Glauben an, die Einheit der Kirche wird in einem anderen auf die Probe gestellt – in dem Wissen, dass wo immer wir beten, im Gottesdienst in der Kirche oder zu Hause, der Christus in unserer Mitte ist. Wir sind äußerlich durch die Quarantäne getrennt, aber wir können beten und geistlich zusammen sein. Es gibt keinen Grund, sich zu fürchten – wir sind durch den Herrn selbst miteinander verbunden“.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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