Champions League: Zenits Charakter ist jetzt gefragt

Moskau. Zenit – jetzt geht’s ans Eingemachte: Die erste K.-o.-Runde der UEFA Champions League muss nicht die Endstation in dieser Saison auf internationalen Parkett sein! Ob Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp auch nach dem heutigen Match noch lächelt

Alles andere als überraschend kam das Duell zwischen Dortmund und Zenit für Anatolij Tymoschtschuk: „Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass wir auf Dortmund treffen“, lag der Mittelfeldakteur, der sich vergangene Saison mit dem FC Bayern die CL-Krone aufsetzte, intuitiv richtig. Befürchtet hatte er es aber nicht: „Borussia ist derzeit nicht in Top-Form. Es ist nicht die gleiche Mannschaft, die letztes Jahr im Finale stand.“

Dennoch gilt jetzt der BVB als Favorit für das Achtelfinal-Rückspiel nach dem 4:2-Sieg im Hinspiel in St. Petersburg. Mit gerade einmal sechs Punkten und einer abschließenden 1:4-Pleite bei Austria Wien schaffte es Zenit in die K.-o.-Runde – zum erst zweiten Mal überhaupt in ihrer CL-Geschichte. Vor zwei Jahren schied St. Petersburg gegen Benfica Lissabon im Achtelfinale nach einem 3:2 in heimischer Umgebung und 0:2 in Lissabon aus. Schafft Zenit diesmal die Sensation? Was spricht für den Einzug ins Viertelfinale?

Zenit hat mit Axel Witsel, Hulk, Roman Schirokow, Wiktor Faisulin und Aleksander Kerschakow hervorragende Einzelspieler. Haben diese einen guten Tag, kann das für jede Mannschaft unangenehm werden! BVB-Verteidiger Kevin Großkreutz hat dabei vor allem einen im Visier: Hulk. „Das ist ein bulliger Angreifer mit viel Durchschlagskraft. Ihn müssen wir in den Griff bekommen.“

Außerdem holte St. Petersburg in der Winterpause noch Verstärkung. Mit Salomon Rondon wurde von Rubin Kasan ein klassischer Mittelstürmer geholt, der eine gute Alternative im Offensivspiel bedeutet. Des Weiteren soll Aleksander Ryasantsew die Zentrale und die Außenbahnen bedienen. Die Qualität ist bei Zenit also vorhanden. Die Frage wird sein, ob sich die Neuzugänge und die „Altstars“ endlich als Team präsentieren können und wie es die „Super-Fußballer“ schaffen, eine Mannschaft zu formen, wo ein Rädchen in das andere greift.

Nicht nur aufgrund der 2:4-Heimpleite und ihres Abschneidens in der Gruppenphase bzw. in der aktuellen russischen Fußballmeisterschaft geht das Team von der Newa als „Underdog“ ins Achtelfinal-Rückspiel mit Dortmund. Die Tatsache, dass der BVB mit der Bundesliga mitten in der Saison steckt und in der russischen Premier Liga erst am 8. März wieder der Spielbetrieb begann, ist für den deutschen CL-Finalisten von 2013 ganz klar ein Vorteil. Der russische Vizemeister muss jetzt aber endlich einmal zeigen, was wirklich in ihm steckt.

Eigentlich ist der erneute Einzug von Borussia Dortmund ins Viertelfinale der Champions League nur noch eine Formsache – aber! Während die Borussia Fans schon mit dem FC Barcelona, Paris St. Germain oder sogar Bayern München als möglichem Gegner in der Runde der letzten Acht spekulieren, mahnen die BVB-Bosse trotz des 4:2 im Hinspiel bei Zenit St. Petersburg zur allergrößten Vorsicht. Dieses mit Recht! „Wir sind noch nicht durch. Und wenn wir so spielen wie gegen Gladbach, ist ohnehin noch nichts entschieden, wir müssen aufpassen“, sagte BVB-Torjäger Robert Lewandowski.

Zenit hat sich noch nicht aufgegeben. „Wir haben eine geringe Chance, wenn Dortmund es uns in den ersten sechs Minuten ähnlich leicht machen würde, wie wir es vor drei Wochen getan haben“, sagte der deutsche Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer.

Luciano Spalletti, Trainer im Hinspiel gegen den BVB, musste vor zwei Wochen gehen. Interimscoach Sergej Semak folgt nunmehr ab Donnerstag der Portugiese Andre Villas-Boas. Er soll Zenit nach nur einem Sieg aus den letzten sieben Liga-Begegnungen in die Erfolgsspur zurückführen. Da wollen alle Zenit-Fans heute Abend endlich die Kehrtwende sehen!

Bei Borussia ist Marco Reus, einer der herausragenden Akteure in St. Petersburg, nicht rechtzeitig fit geworden und wird heute am Mittwoch nicht im Kader stehen. Ebenso fehlen die Langzeitverletzten Subotic, Blaszczykowski, Sven Bender und Gündogan den Dortmundern.

Die voraussichtlichen Aufstellungen

Dortmund: Weidenfeller – Piszczek, Sokratis, Hummels, Schmelzer – Kehl, Sahin – Hofmann, Mkhitaryann, Großkreutz – Lewandowski. – Trainer: Klopp

St. Petersburg: Lodygin – Anjukow, Hubocan, Criscito, Lombaerts – Witsel, Syrjanow – Hulk, Faisulin, Schatow – Rondon. – Interimstrainer: Sergej Semak

Schiedsrichter: Alberto Undiano Mallenco (Spanien)

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