Britische Zeitung über russische Unterstützung für die Taliban

Bereits am 3. Oktober bezog US-Verteidigungsminister James Mattis vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses Stellung zu der Frage, ob Russland und Iran die Taliban unterstützen – bereits seit Monaten existieren entsprechende Behauptungen. Mattis entgegnete, dass sich Iran so wie immer verhalte und regionales Chaos säe. Russlands Verhalten sei dagegen schwieriger herauszufinden: „Ich möchte mehr Beweise, um zu sehen, wie tiefgehend die Unterstützung ist. Ich brauche eine genauere Beschreibung dessen, was aus Russland kommt. Ich kann es nicht herausfinden. Es macht keinen Sinn. Doch wir beobachten das sehr sorgfältig“.

Vergangenen Montag erhielt der Fall eine neue Wendung: Die britische Tageszeitung The Times brachte einen Bericht mit der Überschrift „Russland finanziert die Taliban im Krieg gegen die NATO“ – dieser Text wurde seitdem in deutschen und internationalen Medien häufig zitiert. Russland unterstütze die Taliban durch geheime Kraftstofflieferungen, so The Times. Afghanische Quellen werden wie folgt zitiert: „Angehörige des russischen Geheimdienstes senden Flotten mit Tankzügen durch Usbekistan über die Grenze nach Afghanistan. Durch den Verkauf des Kraftstoffs werden pro Monat 2,5 Mio. Dollar erwirtschaftet, welche direkt an die Aufständischen fließen“.

Russland habe in den letzten Monaten seine Unterstützung für die Taliban beschleunigt, um offensichtlich zu versuchen, die Taliban gegen den Islamischen Staat zu stärken. Der Handel sei ein Teil des wiederbelebten Stellvertreterkrieges gegen die USA und ihre Verbündeten, so die englischsprachige pakistanische Zeitung The Express Tribune.

Im Bericht von The Times wird weiterhin ein Schatzmeister der Taliban zitiert: „Wir verkaufen den Kraftstoff und verteilen das Geld direkt an unsere Kommandeure. Wir nehmen nicht gerne Geld von den Russen an, doch es ist notwendig in der derzeitigen Phase unseres Dschihads“. Der Schatzmeister sei von den Taliban autorisiert worden, mit Journalisten zu reden, um eine Antwort auf die von US-Präsident Trump verkündete Aufstockung des amerikanischen Truppenkontingents in Afghanistan um 3.800 Mann zu liefern. Es sei das erste Mal, dass die extremistische Organisation öffentlich die Unterstützung durch Russland zugegeben habe. Derzeit seien 13.000 NATO-Soldaten in Afghanistan stationiert.

Die Taliban haben Afghanistan vom Ende der 1990er Jahre bis zum Sturz durch die internationale Koalition im Herbst 2001 regiert. Nach einer Phase der Bedeutungslosigkeit befinden sie sich in den letzten Jahren jedoch wieder auf dem Vormarsch.

Kurz nach Veröffentlichung der oben erläuterten Berichte verbreitete die russische Nachrichtenagentur TASS eine Stellungnahme des russischen Außenministeriums, in welcher die Anschuldigungen scharf zurückgewiesen werden – es handele sich um „nichts als Fake News“. Die Geschichte diene dazu, die Aufmerksamkeit der globalen Öffentlichkeit von dem Fiasko der NATO-Politik in Afghanistan abzulenken.

[Julian Müller/russland.NEWS]

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