Boykottiert Gauck die Olympischen Spiele in Sotschi?

[Von Gunnar Jütte] Laut Informationen des Spiegel will der Bundespräsident ein Zeichen gegen Menschenrechtsverletzungen und die Drangsalierung der Opposition in Russland setzen und nicht zu den Olympischen Winterspielen nach Sotschi reisen.

Eine allgemeine Russlandphobie ist dem deutschen Bundespräsidenten Gauck anscheinend nicht abzusprechen. Hat er doch schon die Eröffnung des Deutsch-Russischen Kulturjahres abgesagt, weil er dort auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin getroffen wäre.

Diplomatisch sagte damals die stellvertretende Leiterin der Kulturabteilung im Auswärtigen Amt, Jutta Frasch, in Moskau. „Ursprünglich sollten Kremlchef Wladimir Putin und Bundespräsident Joachim Gauck das Deutschlandjahr eröffnen. Es sei jedoch schwierig gewesen, einen Termin zu finden, da die Staatsoberhäupter erst seit kurzem im Amt seien.“

So scheint die politische Aufgabe des deutschen Bundespräsidenten nicht die Annäherung der beiden Staaten Russland und Deutschland zu sein, sondern er sieht seine politische Aufgabe wohl eher im boykottieren.

Somit dürfte dieser Logik folgend die zukünftige Reisetätigkeit des Bundespräsidenten Gauck deutlich eingeschränkt werden. Größte Teile Asiens, Afrikas und Amerikas dürfte er dann schon einmal von seiner Liste der Reiseländer streichen.

Wie einseitig blind der Bundespräsident ist, zeigt sich dann in seinem Verhalten zur NSA-Affäre. Dazu sagte er allen ernstes im ZDF Sommerinterview:“ Wir wissen zum Beispiel, dass es nicht so ist wie bei der Stasi und dem KGB, dass es dicke Aktenbände gibt, in denen unsere Gesprächsinhalte alle aufgeschrieben und schön abgeheftet sind. Das ist es nicht.“

Nein Herr Gauck, Aktenordner sind out, heute nimmt man Festplatten. Da passt nämlich das mehrfache drauf als die gesamte Stasi jemals gesammelt hat.

Andre Meister von www.netzpolitik.org hat sich dieser relativierenden Argumentation mal angenommen und sie ins Neuland des Jahres 2013 geholt. „In der Gauck-Behörde sind laut eigenen Angaben 111.200 Regalmeter Unterlagen von der Stasi. Bei 25 Millionen Bytes pro Regalmeter sind das 2,8 Terabyte – und geht damit auf eine handelsübliche Festplatte.

Das Global Information Grid der USA speichert unter anderem im Datencenter in Utah eine Datenmenge, die in Yottabytes gemessen wird. Ein einziges Yottabyte sind 360 Milliarden mal so viele Daten wie alle Stasi-Unterlagen.

In Relation der DDR-Einwohnerzahl zur gesamten Weltbevölkerung heute sind das 6,5 Millionen mal mehr Daten – pro Person.“

Soweit dazu Herr Gauck.

Boykotts, speziell die von großen Sportveranstaltungen sind aus der Zeit des kalten Krieges. Herr Gauck würde heute nicht Bundespräsident eines vereinten Deutschlands sein, wenn die großen Ostpolitiker Egon Bahr und Willy Brandt sich in den 70er Jahren genau so verhalten hätten.

Wandel durch Annäherung und Gespräche verändern die Welt. Boykotts sind halbe Kriegserklärungen.

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