Bescheidenes Silvester: Russen sparen am wichtigsten Feiertag@ russland.NEWS

Bescheidenes Silvester: Russen sparen am wichtigsten Feiertag

Wer sich den russischen Kalender anschaut, entdeckt ausreichend Gründe, dies oder jenes zu feiern. Es gibt den Tag der russischen Wissenschaft oder den Tag der Metro-Mitarbeiter. Wie der alte russische Witz besagt, man findet immer einen Anlass, um sich ein Gläschen Wodka zu genehmigen. Vor allem hält sich der russische Staat seit 2001 an eine inzwischen liebgewonnene Tradition: Fällt ein Feiertrag auf Samstag oder Sonntag, wird ein Freitag davor oder ein Montag danach zum freien Tag. Die Russen verzichten eben nicht gern aufs Feiern.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion sind zu alten Festen neue dazu gekommen, wie Valentinstag oder Halloween. Alte sowjetische Festtage sind dabei zu patriotisch-russischen mutiert. Wie der Tag der sowjetischen Armee am 23. Februar. Heute heißt er „Tag des Heimatverteidigers“. Doch das beliebteste Fest ist und bleibt Silvester. In siebzig Jahren Sozialismus galt die Religion als „Opium des Volkes“, alle religiösen Feste waren verboten. Nach und nach übertrug man viele Weihnachtsrituale auf dieses Fest, so werden beispielsweise russische Kinder vom Väterchen Frost zu Silvester beschert. Auch der Weihnachtsbaum wird zu Silvester geschmückt.

Man feiert es im Kreis der Familie, lässt sich aber dabei nicht lumpen. Die diesjährige Krise hat sich jedoch auf die Feierpläne der Russen ausgewirkt. Vor dem Hintergrund sinkender Einkommen und anhaltender Unsicherheit zogen es viele vor, kein Geld für Geschenke für Freunde und Kollegen auszugeben. Laut einer aktuellen Umfrage beabsichtigt die Mehrheit der Russen, in diesem Jahr nicht mehr als 15.000 Rubel (etwa 165 Euro) für Neujahrsfeiern (Geschenke, Festtafel, Weihnachtsschmuck etc.) auszugeben. Weitere dreißig Prozent planen, sich bis auf 10.000 Rubel (etwa 110 Euro) zu beschränken. Nur zehn Prozent der Befragten sind bereit, mehr als 20.000 Rubel (circa 220 Euro) für das Feiern des neuen Jahres auszugeben. Und vier Prozent werden gar keine Mittel aus ihrem Budget für die Neujahrsfeierlichkeiten in diesem Jahr bereitstellen.

Laut der Nachrichtenagentur RIA Nowosti sind die Favoriten unter den Geschenken Elektronik, Haushaltsgeräte sowie Parfums und Kosmetika. Darüber hinaus widmeten die Russen in diesem Jahr dem Fernunterricht besondere Aufmerksamkeit. Deswegen haben viele vor, ihre Liebsten mit Zertifikaten für Online-Kurse zu beglücken. Ebenfalls auf der Liste der Geschenke stehen Brettspiele, Schmuck und Süßigkeiten.

Die meisten Russen werden während der Neujahrsfeiertage zu Hause bleiben. Und wohin auch in den Urlaub fahren, wenn fast alle Länder ihre Grenzen geschlossen haben. Nur ein Prozent der Befragten hat vor ins Ausland oder ans Meer zu fahren. Fast jeder zehnte wird an Feiertagen sogar arbeiten müssen. Die gewachsene Zahl der Menschen, die an Neujahrsfeiertagen arbeiten, erklärt sich auch damit, dass viel mehr Krankenhausärzte Dienst haben werden.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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