Aus der Reihe tanzende Wahlergebnisse

Der Kandidat der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation (KPRF) Grudinin erzielte in einem Wahlbezirk im Moskauer Umland 66,65 % – das sind 1.141 Stimmen, wohingegen Putin nur weniger als die Hälfte bekam – 501 Stimmen. Im benachbarten Wahlbezirk hat Grudinin ebenfalls Putin geschlagen. Beide Bezirke gehören zur Sowchose „namens Lenin“, deren Direktor Grudinin ist.

Das beste Ergebnis in Prozent erzielte Grudinin in einer Ansiedlung in der Region Primorje (Südostsibirien), dort erhielt er mit 16 Stimmen 80 %.

Aber auch im Ausland erzielte Grudinin Achtungserfolge: In einem Wahllokal in der iranischen Stadt Rasht haben 75 der dort lebenden russischen Bürger (68,18 %) für ihn gestimmt. Nur 34 stimmten für Putin – das ist auch der einzige Ort im Ausland, in dem Putin verloren hat.

Sein in Prozent bestes Ergebnis bekam Wladimir Schirinowski, der Chef der Liberaldemokratischen Partei (LDPR) in einem Bezirk im Gebiet Primorje: 96,43% – 27 Stimmen. In Zahlen ausgedrückt erhielt er sein bestes Ergebnis in einem Wahlbezirk in der Region Tjumen 412 Personen stimmten für ihn, was 33 % entsprach.

Xenja Sobtschak, die Kandidatin der Zivilgesellschaftlichen Initiative und ehemalige TV-Moderatorin hatte ihre besten Ergebnisse bei russischen Bürgern, die im Ausland leben. 18 der 20 Wahllokale, in denen sie ihre besten Ergebnisse hat, liegen in Ausland. Mit 868 Stimmen und 23,42 % war sie in London erfolgreich, in Amsterdam stimmten 293 – 27 % für sie. In einem Wahlbezirk in Tschuwaschien hatte sie mit 47 Stimmen und 36,15 % ihr bestes prozentuales Ergebnis. In einem Wahlbezirk im Moskauer Umland (Region Twer) schaffte sie es mit 15,2 % – das waren 241 Stimmen auf den zweiten Platz.

Grigori Jawlinski, der Chef der Partei Jabloko, hatte mit Sicherheit ein kurzes Stimmungshoch, als die Baschkirische KEK meldete, Jawlinski habe in einem Wahllokal in Ufa mit 968 Stimmen 77,94 % erreicht, wohingegen Putin nur 13 Stimmen erhalten habe. Die Freude war allerdings kurz: Im Laufe des Tages korrigierte die KEK das Ergebnis, indem es das Stimmenverhältnis umdrehte: 968 für Putin und 13 für Jawlinski.

Der stellvertretende Verteidigungsminister Nikolai Pankow erklärte mit stolz geschwellter Brust, 100 % der russischen Militärs in Syrien hätten für Wladimir Wladimirowitsch gestimmt. Ganz so doll war es denn doch nicht, aber 84,45 % sind auch ein ansehnliches Ergebnis. Bemerkenswerter Weise landete mit 7 % auf Platz 2 die Sammlung ungültiger Stimmen und erst auf Platz drei kam Schirinowski mit 3,57 %.

Absolute Spitzenreiter waren 205 Wahllokale, von denen 47 in Dagestan und 26 in St. Petersburg liegen. In ihnen erreichte Putin 100 %, was nicht einmal Tschetschenien schaffte, das schon immer zu den größten Putinfans gehört.

Aber es gibt auch das Gegenteil: In 306 Wahllokalen schaffte Putin nicht die 50-%-Marke zu überspringen. Davon liegen viele im Fernen Osten – auf der Halbinsel Kamtschatka, Sachalin, Primorski und in Chabarowsk. In einem Wahllokal des Bezirks Vedeno in Tschetschenien kam Putin mit 10 von 40 Stimmen nur auf Platz 2, vor ihm lag Grudinin mit 11 Stimmen. Und die russischen Bürger in Amsterdam gaben ihm nur 49,12 %.

Das Übelste kommt aus der Ukraine. Dort hätten über 53.000 russische Bürger abstimmen können, nur 376 haben es geschafft und das war das russische Botschaftspersonal – 323 stimmten für Putin. Alle anderen wurden am Betreten der Wahllokale durch Polizeisperren und Nationalisten gehindert.

Bei der Abstimmung konnten jedoch mehrere Hundert russische Bürger, die in der Ukraine wohnten, die vorgezogene Abstimmung abhalten, die am Vorabend des Wahltages stattfand.

[Hanns-Martin Wietek/russland.NEWS]

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