Arztberuf in Russland ist gefährlich©Irina Shymchak

Arztberuf in Russland ist gefährlich

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Strafverfahren gegen medizinisches Personal in Russland drastisch gestiegen. Im Jahr 2023 gab es 2.332 Fälle im Vergleich zu 1.860 im Vorjahr, was einem Anstieg von 25 Prozent entspricht. Das berichtet die Stiftung Spid.Zentrum unter Berufung auf Arsenij Bimbinow, Dozent an der Abteilung für Strafrecht der Moskauer Staatlichen Juristischen Kutafin-Universität. Gleichzeitig sank die Zahl der Meldungen über ärztliche Behandlungsfehler an die Strafverfolgungsbehörden auf 4.431 (gegenüber 5.747 im Jahr 2022).

Die meisten Strafverfahren wurden gemäß dem russischen Strafgesetzbuch wegen fahrlässiger Tötung und Erbringung von Dienstleistungen, die nicht den Sicherheitsanforderungen entsprechen, eingeleitet. Auch Fälle von fahrlässiger schwerer Körperverletzung und Nachlässigkeit wurden behandelt.

Im Jahr 2023 wurden 1.371 Anträgen auf Einleitung eines Strafverfahrens abgelehnt. Im Jahr 2022 waren es 2.700 abgelehnte Anträge. Insgesamt wurden im Laufe des vorigen Jahres 95 Fälle vor Gericht verhandelt.

Wie die Zeitung Kommersant berichtet, leitete das Untersuchungskomitee Russlands (SK) im Jahr 2022 bei jeder dritten Beschwerde eines Patienten gegen einen Arzt ein Strafverfahren ein. Gleichzeitig wurden 174 von 1.860 Strafsachen vor Gericht gebracht, 193 Mediziner angeklagt und nur 19 von ihnen freigesprochen. Experten weisen darauf hin, dass durch einen Arzt verursachte Schädigungen zu einem der vorrangigen Arbeitsbereiche des SK geworden sind. Es wurden sogar spezialisierte Einheiten eingerichtet.

Nach den Statistiken des Zentrums für forensische Expertise des Gesundheitsministeriums werden Geburtshelfer und Gynäkologen am häufigsten strafrechtlich verfolgt. In den letzten 10 Jahren hat die Zahl der Strafverfahren in diesem Bereich zugenommen, obwohl die Säuglings- und Müttersterblichkeitsrate stark zurückgegangen ist. Auch gegen Kinderärzte, Neonatologen, Spezialisten für Infektionskrankheiten und Chirurgen werden zahlreiche Verfahren eingeleitet.

Gleichzeitig hat das Gesundheitsministerium Russlands damit begonnen, Fälle von Angriffen auf Ärzte zu analysieren. Dazu wurde Ende 2022 eine spezielle Arbeitsgruppe eingerichtet. Allein im ersten Halbjahr 2023 wurden in Russland 820 Fälle von Gewalt gegen medizinisches Personal registriert. Davon wurden 270 Fälle als physische Gewalt eingestuft, davon 30 als lebensbedrohlich, 150 als psychische Gewalt und 400 als andere Formen gewalttätigen Verhaltens.

Wie der russische Gesundheitsminister Michail Muraschko erklärte, werden die erhobenen statistischen Daten „bei der Ausarbeitung von Vorschlägen des Gesundheitsministeriums zur Einführung zusätzlicher organisatorischer, technischer und anderer Maßnahmen zum Schutz des medizinischen Personals vor Übergriffen in der Tätigkeit medizinischer Organisationen berücksichtigt“.

[hrsg/russland.NEWS]

 

 

 

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