Meldungen über tote Zivilisten jagen durch die Presse bei den Berichten über den Bürgerkrieg in der Ostukraine. An den ARD-Korrespondenten vor Ort mit Golineh Atai an der Spitze prallen sie ab – außer es haben „endlich“ einmal die Separatisten am Abzug gesesssen.
Das Leid der Zivilisten
Das Leid für die Zivilisten im Bürgerkrieg im Donbass ist unermesslich und der Autor ist immer wieder aufs neue schockiert und betroffen von den vielen Aufnahmen, die vor allem einheimische Amateufilmer selbst ins Netz stellen, um das ständige Grauen, das sie in ihrer Heimat umgibt zu dokumentieren. Denn wenn man über diesen Konflikt berichten will, muss man alles sehen, was passiert.
In der Mehrzahl der Fälle sind es Opfer des Beschusses von Regierungstruppen. Das liegt nicht daran, dass hier die „Bösen“ sitzen, wie uns Separatisten oder russische Regierungsmedien glauben machen wollen. russland.RU hat mehrfach die Notwendigkeit der Differenzierung festgestellt. Es liegt ausschließlich an der weit überlegenen Feuerkraft der ukrainischen Regierungstruppen und ihrem offensiven Vorgehen – wer mit Artillerie vorbereitet in ein feindliches Gebiet vorrückt, produziert automatisch mehr „Kolateralschaden“ – wie das in der furchtbaren Sprache der Militärs heißt.
Die „Arbeit“ der ARD
Mitten in Donezk (Ukraine-Donezk ist gemeint im russischen Donezk sitzt ja auch eins) sitzt ein Team der ARD, finanziert von Millionen von Beitragszahlern, aber dennoch blind für den Anspruch, diese ausgewogen über das Geschehen informieren zu müssen. Denn wenn, wie in den letzten Tagen durch Artilleriebeschuss oder Raketen der Regierungstruppen mehrfach viele Zivilisten zu Tode kommen, schreiben sie darüber kein Wort. Kollateralschäden der „guten Seite“ scheinen keinen Bericht wert zu sein. Wir würden gerne keine so niederen Motive unterstellen, aber wo könnte sonst noch ein Grund dafür sein, dass Zivilisten sterben und Frau Atai nur über Rauchsäulen sichtbar vom Balkon ihres Hotels schreibt und das über einen längeren Zeitraum physischer Anwesenheit in Donezk?
Kaum schaffen es aber die Separatisten durch Unfähigkeit einmal zivile Opfer zu „produzieren“ (man verzeihe die unmenschliche Sprachwahl und entschuldige sie mit der Verrohung durch ständige Kriegsberichte), springen die ARD-Korrespondenten auf und setzen sich an die Kameras und Computer. Ein Leitartikel muss her. Eine Hauptmeldung für die Tagesschau. Wie läuft das in solchen Teams? Kommen da ein paar Tote als Meldung herein geschneit und man schaut zuerst, wer sie umgebracht hat? Regierungstruppen – Ablage Papierkorb – Separatisten, auf an die Arbeit?
Der Verfasser dieser Zeilen weiß es nicht. Doch er ist entsetzt. Er ist angewidert. Er ist Rundfunkbeitragszahler und finanziert die Selektion von Toten durch gewissenlose Journalisten. Er finanziert Verschweigen von menschlichen Opfern, die von der falschen Seite getötet wurden und er finanziert die Instrumentalisierung anderer Toter für die Machenschaften einseitiger Propaganda. Und er kann nichts dagegen machen. Wäre die ARD eine steuerberechtigte Religionsgemeinschaft, wäre er längst ausgetreten. Aber diese Leute muss jeder finanzieren.
Warum waren die von den Separatisten getöteten Menschen eigentlich auf der Flucht? Weil die Regierungstruppen ihre Heimat angreifen. Wohin sie wohl flüchten wollten? Die große Mehrheit der Menschen flüchtet ja direkt nach Russland, ins „Reich des Bösen“, wie es Frau Atai und ihren Kollegen unterschwellig beschreiben.
Warum Einseitigkeit bei der ARD besonders schlimm ist
Hier soll kein umgekehrtes schwarz-weiß betrieben werden. Die Rebellen sind keine Engel, sondern eine Kriegspartei, genau wie die Gegenseite vom Euromaidan. Interessen und Meinungen prallen gewaltsam aufeinander, berechtigt oder nicht. Ich erwarte jedoch von einer staatlich finanzierten deutschen Berichterstattung, dass sie mich (soll ich „verdammt nochmal“ sagen?) objektiv über alles informiert und nicht nur das, was ins Weltbild des berichtenden Journalisten (und Journalistin, Frau Atai) passt. Ich weiß, dass Bild-Zeitung und Focus schlimmer sind, aber es regt mich nicht auf. Die bekommen von mir keinen Cent, muss das Zeug ja nicht kaufen.
Leute wie diese produzieren nur Hass auf die „böse“ Gegenseite und das ist das, was die am meisten Betroffenen, eben die Zivilisten vor Ort am wenigsten brauchen. Da fällt einem wieder die Szene ein, wo ein westlicher Journalist auf der Krim sich wunderte, warum ihm die Einheimischen so feindlich begegnen. Er führte es natürlich auf russische Propaganda zurück. Vielleicht hatten aber einfach nur ein paar Fremdsprachen-Kundige Krim-Bewohner gelesen, was er so über sie schreibt. Einheimische filmen solche Journalisten bei Berichten und fragen fremdsprachenkundige Zuschauer, ob das stimmte, was der da erzählt. Wohin sind wir gekommen? Wenn solche Leute über Propaganda in Russland philosophieren, dann verstehen sie nicht, dass sie nur in einem Spiegel ihrer selbst blicken. Denn Ideologisierung macht blind.
Roland Bathon – russland.RU
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