Die World Obesity Federation (WOF) hat einen Bericht veröffentlicht, demzufolge bis 2035 mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Weltbevölkerung, also mehr als vier Milliarden Menschen an Adipositas (medizinischer Begriff für Übergewicht oder Fettleibigkeit) leiden werden.
Auch in Russland breitet sich die „Adipositas-Epidemie“ aus. Zwischen 2005 und 2020 soll die Zahl der Jugendlichen mit der Diagnose „Adipositas“ um mehr als das 1,6-fache steigen, heißt es in einer Veröffentlichung des Wissenschaftsmagazins „Bulletin of the Semashko National Research Institute of Public Health“ (Nr. 3, 2023).
Allein in Moskau sind laut einem Bericht der Europäischen WHO-Initiative zur Überwachung der Adipositas im Kindesalter mehr als 25 Prozent der siebenjährigen Jungen und mehr als 20 Prozent der Mädchen übergewichtig. Oksana Drapkina, leitende externe Spezialistin für Therapie und Allgemeinmedizin im russischen Gesundheitsministerium, berichtete auf einer Ratssitzung des Regierungsausschusses für Sozialfürsorge, dass die Prävalenz von Adipositas in Russland 1993 bei 8,3 Prozent der Männer und 23,2 Prozent der Frauen lag. Im Jahr 2013 stieg sie bereits auf 26,9 Prozent bei Männern und 30,8 Prozent bei Frauen. 2017 waren bereits 28,1 Prozent der Männer und 32,1 Prozent der Frauen fettleibig. 2021 stiegen diese Werte auf 30,1 Prozent bzw. 36,7. Das liegt an der Ernährungsstruktur der Russen: Sie essen zu wenig Gemüse, Obst und Getreide, wenig unverarbeitete Lebensmittel, dafür aber viel Süßigkeiten, verarbeitetes Fleisch (Wurst) und Konserven. Außerdem bewegen sich die meisten Russen wenig, vor allem im Winter.
Laut einer Umfrage des staatlichen russischen Meinungsforschungsinstituts WZIOM vom September letzten Jahres gab fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent) zu, dass sie sich an Feiertagen oder im Urlaub dazu verleiten lassen, zu viel zu essen. Vor allem junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren geben dies zu (54 Prozent). Nur neun Prozent der Russen essen oft oder fast immer zu viel, bei den 35- bis 44-Jährigen sündigt jeder Achte (12 Prozent) auf diese Weise.
46 Prozent der Befragten achten darauf, nicht zu viel zu essen, vor allem die über 60-Jährigen (57 Prozent). Ein Drittel der Befragten (33 Prozent) gibt an, sich um gesunde Ernährung zu bemühen. Dabei können sich fast ein Viertel der Einwohner Russlands (23 Prozent) überhaupt nicht leisten, über die Qualität ihrer Ernährung nachzudenken. Sie essen nur das, was sie sich leisten können.
Im September 2023 hat die russische Regierung damit begonnen, die Frage der Anerkennung von Adipositas als gesellschaftlich relevante Krankheit zu prüfen.
[hrsg/russland.NEWS]
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