43 Tote in Odessa bei der „Schlacht von Kulikowo“ [mit Videos]

Die Straßenschlachten zwischen Anti- und Euromaidanern in Odessa haben ein fatales Ende genommen. Laut der örtlichen Onlinezeitungen o1.ua und Odesskaja Schisn sind 43 Tote zu beklagen, die dritte führende Onlinezeitung der Stadt Tajmer spricht im jüngsten Bericht von 42.

Vorher in der Nacht waren von örtlicher Presse noch bis zu 50 Opfer gemeldet worden, aber viele Schwerverletzte befinden sich noch im kritischen Zustand. Doch vor allem die Umstände der Mehrzahl der Toten (mindestens 31) könnte weit reichende Konsequenzen haben – denn es handelte sich um Antimaidaner, die vor dem „Mob“ der Euromaidaner (gerne benutzte Bezeichnung der Tagesschau für Maidan-Kritiker, die wir hier deshalb auch mal für Anhänger nehmen)  in das örtliche Gewerkschaftshaus flohen, das offenbar gebranntschatzt und blockiert wurde – von radikalen Anhängern des Euromaidan.

So berichtete Tajmer, dass örtliche Rettungskräfte aus der Stadt aus Angst vor den Euromaidanern nicht zum Ort des Geschehens vorstießen, wegen der Blockade durch radikale Euromaidaner. Nicht schreibt die Onlinezeitung, warum das Haus derart in Brand geriet, doch es ist unschwer zu erraten und selbst wenn die Dinge anders liegen, ist es klar, wo die prorussische Fraktion die Ursache für sich finden wird. Bereits jetzt in der Nacht kocht die Volksseele in Russland schon aufgrund dieser Tatsache in einschlägigen Onlineforen über.

Demonstration radikaler Euromaidaner („Ultras“) als Auslöser

Das Wort „Eskalation“ wurde von deutschen Medien in den letzten Wochen oft bemüht – erst jetzt ist sie eingetreten. In Odessa sammelten sich in den Nachmittagsstunden knapp 1.500 „Ultras“, radikale proukrainische Fußballfans und Euromaidan-Anhänger. Eine mit Sicherheit gewollte Provokation in einer Stadt, in der seit Wochen ein Dauercamp der Antimaidaner auf dem örtlichen Kulikowo-Feld existiert. Auch in Charkow, einer Stadt mit ähnlicher Lage, waren die Ultras Ende April aktiv. Die Antimaidaner, in der Tagesschau gerne „Moskautreue“ genannt, ebenso gewaltbereit wie ihre Gegner, ließen sich nicht lange bitten und 500 von ihnen zogen den Ultras ebenso bewaffnet wie diese entgegen.

Die Straßenschlachten endeten mit einem Sieg des Euromaidan, schon einmal wegen der 3:1-Überlegenheit. Bereits zu dieser Zeit hatte es Tote gegeben. Die Euromaidaner verfolgten, kaum eingeschränkt von der machtlosen Polizei, die unterlegenen Widersacher, die sich ins nahe Gewerkschaftshaus flüchteten. Das fing Feuer – von beiden Seiten wurden zahlreiche Brandsätze eingesetzt – und über 30 Menschen, darunter auch Unbeteiligte und Frauen, verbrannten darin. Soweit die Chronologie der Ereignisse, soweit sie sich aus den örtlichen Onlinemedien verfolgen lässt. Das Haus wurde auch von den Euromaidanern gestürmt, Schüsse fielen und das Chaos war perfekt.

Tote im Gewerkschaftshaus – Mitschuld der gewaltsamen Blockade der Euromaidaner?

Die Tatsache jedoch, dass wahrscheinlich eine Reihe von Toten noch leben könnte, hätten gewaltbereite Euromaidaner das brennende Haus nicht blockiert, wird prorussische Kräfte in der Ukraine ebenso wie Scharfmacher in Russland zur Weißglut bringen. Die Schuldfrage an den Straßenschlachten – die Antimaidaner haben zur Eskalation ebenso beigetragen wie ihre Gegner – wird für Anhänger eines radikalen separatistischen Kurses völlig in den Hintergrund treten angesichts der Tatsache, dass aufgrund einer Schlacht mit dem Euromaidan Dutzende von eigenen Toten zu beklagen sind. Radikalen steht auch schnell der Sinn nach Rache. Jetzt ist die Stunde der russischen Nationalisten gekommen. Wenn Putin jemals einen Grund für ein militärisches Eingreifen gebraucht hätte – nun ist er da und nun werden ihm die „Falken“ im Kreml diesen auch nahe legen.

Falschmeldungen in der Tagesschau durch Korrespondentin

Kaschiert und verundeutlicht werden die stattgefundenen Ereignisse in der Tagesschau und ähnlich einseitigen Medien – ja man muss es schon so formulieren. So berichtet Golineh Atai (ARD) davon, dass die prorussischen Demonstranten bewaffnet gewesen seien, jedoch nicht von der gleichartigen Bewaffnung ihrer Gegner. Sie  berichtet davon, dass die prorussischen Demonstranten von außerhalb gekommen seien, während nach Darstellungen der örtlichen Presse wie Tajmer gerade die „Ultras“ auf Seiten des Euromaidan Auswärtige gewesen seien, die Antimaidaner jedoch Leute aus Odessa. Hier fragt sich schon, wer da besser bescheid weiß – Atai, die nicht einmal in Odessa ist – oder einheimische Journalisten, die bei den Unruhen dabei waren und dabei auch verletzt wurden. Die ARD-Journalistin, die schon häufiger durch stark einseitige Berichterstattung zugunsten des Euromaidan aufgefallen ist, hat damit eine erneuten Höhepunkt der geschwundenen Seriosität der ARD-Berichterstattung aus der Ukraine geliefert. Recherchiert wird hier offenbar gründlich erst hinterher, trotz der üppigen Finanzausstattung aus Gebührengeldern. Aber die Beurteilung der deutschen Mainstream-Berichterstattung ist nur eine Nebenfrage, die die Welt in den nächsten Stunden nicht wirklich zu beschäftigen vermag. Die Hauptfrage wird sein: Was macht jetzt Russland? Wie reagiert die dortige Regierung? Wir hoffen, sie lässt sich nicht provozieren und wird von einem militärischen Einmarsch Abstand nehmen, der die Spirale der Gewalt weiter treibt. Auch wir können aber leider nicht garantieren, dass hier nun fatale Entscheidungen getroffen werden.

Erst gegen 21 Uhr Ortszeit stablilisierte sich die Lage nach dem Abzug der Euromaidaner. 20 Tote sollen laut Tajmer auf dem Kulikowo-Feld liegen, der einstigen Bastion des Antimaidan in der Stadt. Sie werden zu Märthyrern einer Bewegung werden. Und wir sollten alle hoffen, dass ihnen nicht weitere an anderen Plätzen folgen werden. Die Onlinezeitung hat einen exzellenten chronologischen Ablauf der Ereignisse des Tages veröffentlicht. Unsere Überschrift, die „Schlacht von Kulikowo“, haben wir aus diesem Artikel übernommen. Sollte sich so mancher öffentlich-rechtlicher Redakteur einmal zu Gemüte ziehen, bevor er nebulöse oder gar offen falsche Artikel über diesen schrecklichen Abend in Odessa schreibt.

Update 03.05.2014 09:00 Uhr MESZ: Dieser Artikel war bei seiner Veröffentlichung noch mit „50 Opfern“ überschrieben, da das nach ersten Meldungen von Onlinepresse aus Odessa aus der Nacht die Zahl der Getöteten war. Inzwischen wurden diese korrigiert und wir geben hier die Opferzahl an, die mehrere örtliche Zeitungen übereinstimmend vermelden.. 25 Verletzte sollen sich jedoch noch in einem sehr ernsten Zustand befinden. Mindestens 31 Tote starben beim Brand im Gewerkschaftshaus, die übrigen sind das Opfer der vorangegangenen Straßenschlacht, die von den örtlichen Medien nun auch „Schwarzer Freitag“ genannt wird. Gerade die Zahl dieser Opfer wird noch immer in unterschiedlichen Zeitungen verschieden angegeben, so dass wir eine weitere Korrektur nicht ausschließen können.

Hier noch Videos von dramatischen Szenen am Gewerkschaftshaus:

Überwachungskamera zu verschiedenen Zeiten:

Der Brand:

https://www.youtube.com/watch?v=h1b05Xkgudg

https://www.youtube.com/watch?v=xy6vbh1W2Ks

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