„1030 Jahre Taufe der RUS“ – Feiern von Streitigkeiten zwischen Kiew und Moskau überschattet

An diesem Wochenende feiern die ukrainisch-orthodoxen Kirchen sowohl in Kiew als auch in Moskau die Taufe der RUS vor 1030 Jahren. Ein Ende des Kirchenstreits zwischen den verschiedenen Lagern ist deshalb noch lange nicht in Sicht. Im Gegenteil, die Auseinandersetzungen stehen kurz davor, den Graben auf Kosten der Gläubigen noch tiefer zu ziehen.

Die Feierlichkeiten zum 1.030 Jahre Gedenken an die „Taufe der Rus“ werden einmal mehr von den Auseinandersetzungen zwischen der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und der von der ukrainischen Politik unterstützten orthodoxen Kirchen des Kiewer Patriarchats sowie der Ukrainischen autokephalen orthodoxen Kirche überschattet sein. Laut der in Wien ansässigen Stiftung Pro Oriente wurden von Metropolit Onufrj, dem Oberhaupt der mit Moskau verbundenen Kirche, alle autokephalen orthodoxen Kirchen nach Kiew eingeladen.

Bis auf wenige Ausnahme werden ziemlich alle autokephalen Kirchen Delegationen nach Kiew entsenden, teilte die Stiftung mit. Für Nikolai Danylewitsch, dem stellvertretenden Leiter des Außenamts der ukrainisch-orthodoxen Kirche, bedeute dies zugleich eine deutliche Unterstützung für die mit Moskau verbundene ukrainische Kirche. Das pro-ukrainische Portal Risu News spricht hingegen von „niedrigstmöglichen Vertretern“, die die Reise lediglich antreten würden, um dem gebotenen diplomatischen Protokoll nachzukommen.

Politposse zum Kirchenfest

Ukrainischen Medienberichten zufolge habe der ökumenische Patriarch Bartholomaios die Einladung ausgeschlagen und entsende nur zu den staatlichen Feiern von Präsident Petro Poroschenko eine kleine Delegation. Außerdem sollen die Besucher, die zu Tausenden bei den russisch-orthodoxen Feiern erwartet werden, geschlossen aus russischem Staatsgebiet unter dem Vorwand einer Pilgerfahrt angekarrt werden, behauptet Risu News. Im Anschluss eines Gottesdienstes zieht eine Kreuzprozession zum Kiewer Höhlenkloster, wo eine Liturgie zum Anlass des Festes des Heiligen Wladimir des Großen stattfindet.

Eine Sonderstellung bezieht die griechisch-katholischen Kirche. Deren Primas, Erzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, erklärte in einem Interview, er werde sich sowohl an den Rus-Feiern der Regierung, als auch der seiner „orthodoxen Brüder“ beteiligen. Traditionsgemäß werde hier erst am 14. August gefeiert, erläutert die katholische Presseagentur Österreich. Um nicht den Anschein einer Gegenveranstaltung zu wecken, habe die griechisch-katholische Kirche habe nie eigene „Taufe des Rus“-Feier in Kiew veranstaltet, erklärt Schewtschuk demzufolge.

In einem „an alle ukrainischen Christen“ gerichteten Glückwunschschreiben betonte der Primas, „Christ zu sein und zu bleiben sei der „größte nationale Schatz der Ukraine“. „In der brüderlichen Ukraine, in dem Land, wo die Völker der Rus getauft wurden, haben sich jetzt die Elemente dieser Welt gegen die Kirche des Heiligen Wladimir erhoben und versuchen, die Einheit dieser heiligen Kirche zu zerstören“, verurteilte hingegen der Moskauer Patriarch Kyrill I. die aktuelle Auseinandersetzung in der Ukraine.

Kyrill wird am Samstag gemeinsam mit seinen Gläubigen und dem Patriarch von Alexandrien, Theodoros II., eine eigene Göttliche Liturgie zur „Taufe des Rus“ auf dem Kathedralen-Platz in Moskau feiern. Zum ersten Mal seit vorrevolutionären Zeiten übrigens wieder unter freiem Himmel. Es soll trocken bleiben, prognostiziert der Wetterbericht. Der Heilige Wladimir hätte es verdient. Derjenige, der im Jahr 988 geschafft hat, wozu Politiker 1030 Jahre später unfähig scheinen: Menschen zu einigen, anstatt sie zu entzweien.

[mb/russland.NEWS]

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