100 Jahre Oktoberrevolution – Viel Reproduktion, wenig Reflexion

[Kommentar von Eugen von Arb] Man hätte das Datum leicht übersehen können – den 7. November, den 100. Jahrestag der grossen Oktoberrevolution. Außer einigen ewiggestrigen Kommunisten feierte an diesem Tag niemand. Stattdessen herrschte schlappe Ratlosigkeit. Das war einerseits richtig – denn zu feiern gab es angesichts der heute bekannten Verbrechen des Sowjetregimes nicht viel.

Andererseits wäre es angesichts der Millionen Opfer sicher angebracht gewesen, wenn es von offizieller Seite ein Zeichen der Trauer gegeben hätte, Schließlich wird den Opfern des Weltkriegs oder der Leningrader Blockade jährlich mit mit pompösen Ansprachen, Paraden und Kranzniederlegungen gedacht. Stattdessen herrschte das große Schweigen. Es schien, dass man zu laute Worte über die Opfer vermeiden wollte, weil sich sonst womöglich die Frage nach den Tätern aufgedrängt hätte.

In dieser Haltung durchlebte Russland das ganze Jahr. Natürlich wurden viele Veranstaltungen und Ausstellungen zum Revolutionsjahr organisiert, doch meistens wurde dabei das historische Geschehen reproduziert, statt über Vergangenheit und Zukunft reflektiert. Das hätte Not getan, denn in (zu-)vieler Hinsicht gleichen sich 1917 und 2017: Wirtschaftlicher Boom und Modernisierung, politische Treibhausatmosphäre im Inland bei gleichzeitiger Brisanz im außenpolitischen Bereich.

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