Zum ersten Mal seit langer Zeit sind die Lebensmittelverkäufe in Russland in Naturalien – in Stück, Kilogramm und Litern – zurückgegangen. Im September und Oktober betrug der Rückgang im Jahresvergleich etwa 5 Prozent und betraf die meisten Produktkategorien, wie die russische Zeitung Kommersant unter Berufung auf Daten von Takskom (Betreiber von Finanzdaten) berichtet.
So gingen die Verkäufe von Milch um 8 Prozent, von Reis um 10 Prozent und von Buchweizen und Schweinefleisch um 9 Prozent zurück. In Geldwert ausgedrückt betrug der Rückgang insgesamt jedoch nur 1 Prozent, was auf einen Preisanstieg hindeutet.
Trotz des Rückgangs der physischen Verkaufsmengen war bei einer Reihe von Produkten ein Umsatzanstieg zu verzeichnen. So stiegen beispielsweise die Verkäufe von Quark und Fisch um 15 Prozent bzw. 16 Prozent, während Milch, Brot und Hühnerfleisch um 4 bis 9 Prozent zulegten.
Der insgesamt negative Trend wird sich aller Voraussicht nach weiter verschärfen, denn die Analysten haben bereits einen Rückgang der Verkäufe in den grundlegenden Warengruppen festgestellt. T-Pay gibt an, dass die Zahl der Einkäufe in Supermärkten von Januar bis September im Vergleich zum Vorjahr um 2 Prozent zurückgegangen ist.
Artur Gafarow, der Leiter des Instituts für Unternehmensentwicklung und Wirtschaft, geht davon aus, dass das Jahr mit einem Rückgang der Nachfrage enden wird. Die bevorstehende Vorweihnachtszeit werde diese Entwicklung seiner Meinung nach nicht ausgleichen können.
Leonid Ardalionow, Leiter der Abteilung für Analysen bei NTech, ist der Ansicht, dass sich das Wachstum der Lebensmittelverkäufe seit Dezember des vergangenen Jahres verlangsamt hat. Die Verbraucher haben begonnen, auf Vielfalt zu verzichten und sich für einfachere und billigere Lebensmittel zu entscheiden. Zuvor war der Trend umgekehrt. „In den Jahren 2023–2024 hatten viele Menschen mehr Geld zur Verfügung, das sie in den Lebensmittelmarkt investierten, denn Essen ist ein Genuss, während teure Autos und Uhren für die meisten unerschwinglich blieben“, sagt er.
Der Experte stellt fest, dass die Verbraucher kaum weniger essen, sondern eher rationaler mit ihren Ausgaben umgehen: Sie kaufen nicht im Übermaß, suchen nach günstigeren Alternativen usw.
Die Großhändler-Gruppe ist der Ansicht, dass sich die Stimmung in Krisenzeiten stets verschlechtert. Zunächst wechseln die Bürger zu günstigeren Kanälen und suchen nach Rabatten, dann ziehen sie billigere Produkte und Kategorien in Betracht und sind schließlich bereit, ganz auf bestimmte Produkte zu verzichten. Nach Ansicht des Unternehmens befinden sich die Verbraucher derzeit noch in der ersten Phase der Rationalisierung.

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