Philipp Saposchnikow, ein führender Ozeanologe der Russischen Akademie der Wissenschaften, hat vor der Gefahr der Überflutung mehrerer russischer Küstenstädte aufgrund des durch den Klimawandel verursachten Anstiegs des Meeresspiegels gewarnt. Seinen Schätzungen zufolge könnte der Wasserspiegel bis zum Jahr 2100 um 0,3 bis 0,65 Meter steigen, bei ungünstigen Entwicklungen sogar um bis zu 1,3 Meter. Bis zum Jahr 2300 könnte der Anstieg bis zu 5,6 Meter betragen.
Von Überschwemmungen bedroht sind die Küstengebiete von St. Petersburg, Teile von Kronstadt und Sestroretsk im Nordwesten des Landes. In der Schwarzmeerregion sind Asow, der südliche Teil von Rostow am Don, die Küstengebiete von Kertsch sowie einige Dörfer im nördlichen Kuban und Gebiete von Adler betroffen. Auch der Fernen Osten, beispielsweise der Hafen von Nachodka, ist betroffen, während in der Arktis Risiken für Varandey, Naryan-Mar und Salekhard bestehen.
Wie Saposchnikow gegenüber RIA Novosti mitteilte, beruhen die Prognosen auf der Modellierung aktueller Klimatrends, einschließlich des beschleunigten Abschmelzens der Gletscher und der thermischen Ausdehnung der Ozeane aufgrund ihrer Erwärmung. Laut dem Wissenschaftler handelt es sich bei diesen Szenarien um Berechnungsmodelle, die noch weiter untersucht werden müssen.
Der Anstieg des Meeresspiegels der Weltmeere wird durch zwei Hauptfaktoren verursacht: das Abschmelzen der polaren Gletscher und die Erwärmung der tiefen Gewässer, welche zu einer Ausdehnung des Wasservolumens führt. Diese Prozesse haben sich in den letzten Jahrzehnten aufgrund der anhaltenden globalen Erwärmung intensiviert.
Wissenschaftler der Uraler Universität sowie ein internationales Team von Experten aus Europa und den Vereinigten Staaten haben jüngst angemahnt, sich das Klima nicht als einen linearen Prozess vorzustellen, da das System Erde viel komplexer ist.
Das Klima sei so unberechenbar, da neben den menschlichen Aktivitäten (industrielle Emissionen, Verbrennung von Kohle, Gas und Öl) starke natürliche Faktoren beteiligt sind wie Vulkanausbrüche, Erdbeben und Meteoriteneinschläge. Solche Ereignisse können das Gleichgewicht der Sonnenenergie, die die Erdoberfläche erreicht, schnell verändern und eine langanhaltende Abkühlung verursachen.
Und da seit Millionen von Jahren die unruhige Erdachse zu Schwankungen der Erdumlaufbahn und Rotation des Planeten sorgt, kommt es immer wieder langen Abkühlungs- und Erwärmungsperioden. Durch Veränderungen der Menge des Sonnenlichts, das verschiedene Breitengrade erreicht.
In der Regel werden Zyklen von zwanzig- vierzigtausend Jahren unterschieden, es gibt aber auch längere Zyklen von etwa 100.000 Jahren. Berechnungen zufolge könnte die nächste Eiszeit in etwa zehntausend Jahren kommen. Die menschliche Aktivität stört diese Muster. Die riesigen Mengen an Kohlendioxid und Methan, die in die Atmosphäre gelangen, können das Einsetzen der Eiszeit um zehn- oder sogar hunderttausende von Jahren verzögern.
Auch der Klimatologe Gregor Knorr vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung hält Vorhersagen für unsicher. Der Mensch habe den natürlichen Rhythmus des Planeten nachhaltig gestört.
In der Geschichte gäbe es viele Beispiele dafür, dass Klimaveränderungen das Leben von Zivilisationen dramatisch verändert haben. In der Kleinen Eiszeit waren die Winter in Europa und Teile Asiens hart, die Ernten verdarben, und viele Flüsse, darunter die Themse, froren zu. Diese Zeit fiel mit globalen sozialen Umwälzungen zusammen: Migrationen, Kriege, Epidemien.
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