Die fehlende Institution der First LadyFoto: Swetlana Medwedewa (in der Mitte): russland.NEWS

Die fehlende Institution der First Lady

In Russland gibt es keine Tradition von First Ladies. Über die Ehefrauen der sowjetischen Führer war wenig bekannt, und sie traten nur selten in der Öffentlichkeit auf.

Raisa Gorbatschowa war die erste russische Politikerfrau, die an die Öffentlichkeit ging. Sie wurde von vielen bewundert, aber auch gehasst, weil sie sich zu schick kleidete und ihren Mann eindeutig beeinflusste.

Wie bekannt sind die Ehefrauen der heutigen politischen Elite in Russland und was machen sie beruflich? Die Politikwissenschaftler Ilya Fominych und Kirill Petrov haben untersucht, was die Ehefrauen der Spitzenbeamten der russischen Regionen tun und wie sie sich öffentlich präsentieren.

Sie verglichen das Alter der Ehegatten und ihren Altersunterschied, ob die Ehefrauen eine höhere Bildung haben, die Anzahl der Kinder in der Familie, den Grad der persönlichen Bekanntheit der Ehefrauen, die Häufigkeit, mit der die Ehegattinnen mit ihren Ehemännern auftreten (oder den Grad der gemeinsamen Bekanntheit), ob die Ehefrauen in regierungsnahen Strukturen arbeiten und ob sie eingetragene gemeinnützige Organisationen haben oder Unternehmen besitzen.

Aus der Untersuchung geht hervor, dass die Hälfte der Ehefrauen „Hausfrauen“ sind. „Dies sind die Ehegattinnen, die nicht danach streben, ihre persönliche Bekanntheit zu steigern, da sie sich um die Familie, die Kinder kümmern“. „Fast die Hälfte (etwa 43 Prozent) der Ehefrauen hoher Beamter haben ein eigenes Unternehmen, während nur 15 Prozent beziehungsweise  10 Prozent gemeinnützige Organisationen leiten oder eine Position in regierungsnahen Strukturen innehaben“, schreiben die Autoren der Studie. Diesen Frauen geht es weniger um eine eigenständige Selbstdarstellung als vielmehr darum, das Erscheinungsbild ihres Mannes zu ergänzen. „Noch häufiger streben sie weder das eine noch das andere an und verstecken sich mit mehr oder weniger Erfolg vor der Öffentlichkeit.

Fominych und Petrow kommen zu dem Schluss, dass das Vorhandensein einer Non-Profit- Organisation oder einer Karriere positiv mit dem Grad der persönlichen und gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit verbunden ist. Der zu erwartende langfristige Trend könnte darin bestehen, dass die Zahl der „online-aktiven“ Ehefrauen aufgrund der zunehmenden Internetisierung der Gesellschaft und der Verjüngung des Beamtenkorps selbst zunehmen wird, während die Beibehaltung des Profils der „Offline-Aktivität“ weniger vorhersehbar erscheint.

[hrsg/russland.NEWS]

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