Der Vorsitzende des russischen Industrie- und Unternehmerverbandes erklärte, dass der Bau eines Tunnels zwischen Russland und Alaska nicht sinnvoll sei. Diese Meinung äußerte er auf dem XVIII. Eurasischen Wirtschaftsforum in Verona, als er Fragen von Journalisten beantwortete.
Alexander Schochin führte aus, dass der Tunnel nur das letzte Element sei, da für seinen Betrieb eine geeignete Eisenbahninfrastruktur errichtet werden müsse. Er wies auf die Komplexität der Strecke hin: Sümpfe, Tundra und Berge würden den Bau zahlreicher Tunnel erfordern, berichtete die Nachrichtenagentur RIA Nowosti.
Eine ähnliche Situation bestehe auch auf amerikanischer Seite, wo ebenfalls keine Infrastruktur vorhanden sei. Die einzige mögliche Rechtfertigung für ein derart groß angelegtes Projekt wäre ein erheblicher Güterverkehr in beide Richtungen, der jedoch laut Schochin derzeit nicht gegeben ist.
Wiederbelebt wurde das Projekt von Kirill Dmitrijew, Chef des Russischen Fonds für Direktinvestitionen (RDIF) und Sonderberater des russischen Präsidenten. Er bezeichnete es als Symbol für die Einheit der Kontinente. Anschließend wurde bekannt, dass Dmitrijews Unternehmen bereits seit sechs Monaten an einer Machbarkeitsstudie gearbeitet hatten und die Idee angeblich von einem sowjetischen Beamten während Chruschtschows Gesprächen mit Kennedy stammt.
US-Präsident Donald Trump zeigte Interesse an dieser Idee. Einige ausländische Beobachter bemerkten jedoch den ironischen Ausdruck auf Trumps Gesicht, während er sich die Erläuterungen zu diesem „großen Projekt” anhörte. Man kann ihm jeden Unsinn über Geopolitik auftischen. Aber wenn es um Bauvorhaben geht, kennt er sich tatsächlich aus. Wahrscheinlich hat er erkannt, dass der Tunnel keinerlei praktischen Sinn ergibt.
Die nächstgelegenen besiedelten Gebiete auf beiden Seiten sind schließlich mehr als 5.000 Kilometer voneinander entfernt. Auf russischer Seite gibt es über Tausende von Kilometern hinweg keinerlei Straßen, die von der Beringstraße abzweigen.
Es ist viel einfacher und billiger, Güter auf dem Seeweg zu transportieren, als einen Tunnel zu bauen, der eine völlig neue Infrastruktur über den halben Globus schafft. Außerdem gibt es aufgrund des geringen Handelsvolumens zwischen den beiden Ländern nur wenig Fracht, die transportiert werden müsste.
Dmitrijews Projekt löste „gemischte Reaktionen“ aus. Zyniker scherzten bereits, dass die vertriebenen Palästinenser aus Gaza zum Bau des „Trump-Putin-Tunnels“ geschickt werden sollten, da sie über die weltweit beste Erfahrung im Untertagebau verfügen.
Aber Dmitrijew lässt nicht locker. Er kündigte einen Kreativwettbewerb zum Bau des Tunnels an und lud die Teilnehmer ein, kurze Videos über die Verbindung der beiden Länder durch einen Verkehrskorridor zu produzieren. Eine Jury wurde bereits gebildet und die Gewinner können sich auf eine viertägige Reise in den Fernen Osten Russlands (für Amerikaner) oder nach Alaska (für Russen) freuen. Der Hauptpreis? Die Teilnahme an der ersten Fahrt durch den Tunnel.

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