Am 8. Dezember um 10:00 Uhr Moskauer Zeit begann der Verkauf von Eintrittskarten für die Januarvorstellungen des großen Wintermärchens im Bolschoi-Theater. Die Plätze für die Dezembervorstellungen waren bereits ausverkauft. Tickets für das Ballett „Der Nussknacker“ können auf der offiziellen Website des Bolschoi-Theaters gekauft werden, sie werden auch über eine Auktion verkauft.
Im Telegram-Kanal des Theaters wurde der Auktionsverkauf der Tickets mit der „enormen Popularität des Balletts Der Nussknacker“ begründet. Ein Teil der Einnahmen aus dem Verkauf soll zur Unterstützung der Künstler des Bolschoi-Theaters verwendet werden. Bereits am ersten Tag der Auktion überstieg das Gebot für ein Set aus vier Tickets 500.000 Rubel, derzeit 5.400 Euro.
Auf der Handelsplattform Sberbank wurde für ein Set aus vier Eintrittskarten für die am 31. Dezember um 18:00 Uhr stattfindende Aufführung „Der Nussknacker“ ein Höchstgebot von 1,02 Millionen Rubel (11.000 Euro) bei einem Startpreis von 200.000 Rubel (2.150 Euro) erzielt, wie die Nachrichtenagentur RIA Novosti berichtet. Im vergangenen Jahr kostete ein ähnliches Ticketpaket für die Vorstellung am 28. Dezember den Käufer 1,255 Millionen Rubel (13.500 Euro). Damals wurden die Tickets für die Vorstellungen des Balletts „Der Nussknacker“ vom 17. bis zum 31. Dezember vom 2. bis zum 14. Dezember auf der Website des Theaters und auf der Handelsplattform Sberbank angeboten.
In diesem Jahr waren alle Tickets für die Dezembervorstellungen des Balletts „Der Nussknacker” innerhalb weniger Tage ausverkauft. Ab dem 2. Dezember verkaufte das Theater täglich im Stundentakt Tickets für vier bis fünf Vorstellungen im Dezember und jedes Mal waren die Tickets innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Der Preis lag dabei zwischen 5.000 und 50.000 Rubel, also 54 und 540 Euro.
Zum Vergleich: Tickets für das Teatro alla Scala in Mailand kosten zwischen 30 und 400 Euro, die teuersten Plätze befinden sich im Parkett und in den ersten Reihen der zentralen Logen. In der Metropolitan Opera in New York kosten sie je nach Vorstellung und Sitzplatz zwischen 20 und 500 Dollar. Tickets für den Covent Garden in London kosten zwischen 25 und 350 Pfund. Ein Besuch der Pariser Grand Opéra kostet zwischen 10 und 300 Euro.
Andrej Tscherkassow, Produzent des unabhängigen Theaters Kaschmir, hat dem russischen Wirtschaftsmagazin Experte erklärt, wie sich der Preis für Eintrittskarten zusammensetzt und ob es einen Unterschied zwischen der Preisgestaltung für Eintrittskarten in privaten und staatlichen Theatern gibt: „Wie bei jedem Produkt setzt sich der Ticketpreis aus den Kosten zusammen, die eine Reihe von Parametern umfassen – von der Produktion bis zur Werbung. Darüber hinaus wird der Preis durch das vom Eigentümer angestrebte Finanzergebnis beeinflusst. Dieser Anteil kann bis zu 20 Prozent des Ticketpreises ausmachen. Auch eine erhöhte Nachfrage wirkt sich aus. Das ist Marktwirtschaft: Wenn Menschen bereit sind, 5.400 Euro für eine Eintrittskarte zu zahlen, warum sollte man den Preis dann nicht auf 10.800 Euro verdoppeln?
Private und staatliche Theater haben unterschiedliche Wege, um ein und dieselbe Aufgabe zu lösen. Für mich ist der Verkauf von Eintrittskarten überlebenswichtig, davon hängt das gesamte Geschäft ab – ich lebe von dem, was ich verdiene. Staatliche Theater haben einen Auftraggeber, den Staat, der ihnen Aufgaben stellt. Das hat jedoch keinen direkten Einfluss auf die Ticketpreise. Wenn Sie der Meinung sind, dass diese Show nicht so viel wert ist, wie dafür verlangt wird, dann besuchen Sie sie einfach nicht. Wenn Sie interessiert sind, sparen Sie an etwas anderem und geben Sie dieses Geld im Theater aus.
Die Unzufriedenheit mit den hohen Ticketpreisen wird immer bestehen bleiben – das beobachten wir auch in unserer Arbeit. Oft ist dies auf die Spaltung der Gesellschaft in Menschen, die sich teure Tickets leisten können, und Menschen, die dies nicht können, zurückzuführen. Die Lösung dieses sozialen Problems wird, wenn schon nicht die Zahl der Unzufriedenen verringern, so doch den Theatern zumindest gewichtige Argumente in der Diskussion mit ihnen liefern.“

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