Tokio 2020: Russen interessieren sich nicht für Olympische Spiele

Tokio 2020: Russen interessieren sich nicht für Olympische Spiele

Im Vorfeld der Olympischen Spiele befragte das staatliche Meinungsforschungsinstitut WZIOM die Russen zu ihren Gedanken über die bevorstehenden XXXII. Olympischen Sommerspiele.

Es stellte sich heraus, dass drei Viertel der Russen (77 Prozent) wussten, dass die Olympischen Spiele in Tokio im Juli und August dieses Jahres stattfinden werden, und fast zwei Drittel (61 Prozent) wollten die Spiele verfolgen, während 15 Prozent angaben, dass sie regelmäßige Übertragungen der Wettkämpfe in allen Sportarten sehen werden. Die absolute Mehrheit der Russen (97 Prozent) kannte jedoch nicht einen einzigen Namen eines russischen Sportlers, der bei den Olympischen Sommerspielen antritt. Nur ein Prozent nannte die dreifache Hochsprungweltmeisterin Maria Lasitskene. Gleichzeitig glaubte mehr als die Hälfte der Russen (57 Prozent), dass russische Athleten unter den ersten drei im Medaillenspiegel landen würden.

Das geringe Interesse der Russen an den Olympischen Spielen hat mehrere Gründe. Swetlana Zhurowa, die Olympiasiegerin im Eisschnelllauf, ist beispielsweise der Meinung, dass das Fehlen von Nachrichten über Sport im Fernsehen für das mangelnde Interesse der Russen verantwortlich ist. Man schreibt nur über Fußball in Russland, sagte Zhurowa in einem Interview. Das ganze Land kennt den russischen Fußballstürmer Artjom Dsjuba, und auch das nur wegen einiger skandalöser Geschichten, die mit ihm zu tun haben.

Außerdem gibt es in Russland keine Sportidole, keine Sportstars. Zwei der bekanntesten russischen Sportlerinnen, die Tennisspielerin Maria Scharapowa und die Stabhochspringerin Jelena Isinbajewa, die in der ganzen Welt bekannt waren, treten nicht mehr auf.

Aufgrund der WADA-Sanktionen treten die russischen Athleten unter neutraler Flagge und ohne die Nationalhymne auf. Während der Medaillenverleihung wird das erste Klavierkonzert von Pjotr Tschaikowsky gespielt. Bei den Spielen treten die Athleten als Teil der „Russischen Olympiamannschaft“ auf. Der Schriftzug „Russland“ wird auf der Uniform verbleiben, jedoch mit der Angabe „neutraler Athlet“. Die Athleten dürfen die Farben der Flagge tragen.

Die Olympischen Spiele in Tokio sind für russische Sportler nicht einfach. Vor Beginn der Spiele hat das Russische Olympische Komitee sogar eine Anleitung für das Verhalten der Athleten bei den Olympischen Spielen in Tokio erstellt. Sie enthält Optionen für die Beantwortung provokanter Fragen, über die Krim, den Donbass oder die russische Flagge. Hin und wieder kommt es zu unangenehmen Situationen, wie zum Beispiel nach dem Tennismatch zwischen dem Russen Daniil Medwedew und dem Italiener Fabio Fognini, als ein chilenischer Journalist Medwedew fragte: „Tragen die russischen Athleten bei diesen Spielen den Makel des Betrugs?“ Medwedew verweigerte die Antwort auf diese Frage.

Dennoch belegte Russland im inoffiziellen Medaillenspiegel der Olympischen Sommerspiele 2020 mit 14 Gold-, 21 Silber- und 18 Bronzemedaillen den sechsten Platz (Stand 4. August). Insgesamt ist das Russische Olympische Komitee bei den Olympischen Sommerspielen 2020 mit 335 Athleten in 27 Sportarten vertreten.

Die Olympischen Spiele in Tokio finden vom 23. Juli bis 8. August statt.

[hrsg/russland.NEWS]

 

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