Indirekt hat Kreml-Sprecher Dmitri Peskow die Frauen, die Missbrauchsvorwürfe gegen Hollywood-Produzent Harvey Weinstein erhoben haben, als „Prostituierte“ bezeichnet.
Und das bei eingeschalteten Mikrofonen, wie nicht gewusst zu haben Peskow jetzt beteuert. Das Interview wurde inzwischen aus dem Netz genommen, kursiert aber in den sozialen Netzwerken. Damit holt Peskow unfreiwillig die Slutzky-Debatte erneut in die russischen Medien, die dem Thema in den letzten Tagen kaum Beachtung schenkten.
Mehrere Journalistinnen haben dem Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses der Duma vorgeworfen, schlüpfrige Bemerkungen gemacht oder sie begrapscht zu haben. Die Ethikkommission des Parlaments kam aber vergangene Woche zu dem Schluss, dass Leonid Slutzki die Benimmregeln nicht verletzt habe. Einflussreiche Medien zogen aus Protest darüber ihre Journalisten aus der Duma ab.
Der Kreml-Sprecher, der kürzlich in einem langen Interview mit RT so ungemein sympathisch erschien, erläuterte seine private Meinung, oder die offizielle Linie des Kremls: in der neuen russischen Frauendebatte keinen Zentimeter weichen, besser einen draufsetzen.
Die Schauspielerinnen seien Stars geworden und hätten viel getan, „das nicht mit dem Konzept von Ehre und Würde vereinbar ist“. „Vielleicht ist er [Harvey Weinstein] ein Schuft, aber keine von ihnen ist zur Polizei gegangen. Nein, sie wollten zehn Millionen Dollar verdienen. Wie nennt man eine Frau, die für zehn Millionen Dollar mit einem Mann geschlafen hat? Vielleicht bin ich unhöflich, eine Prostituierte“, so der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin nach Angaben des Radiosenders Moskauer Echo.
Dementsprechend kühl kommentierte Peskow die Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen den Duma-Abgeordneten Leonid Slutsky. Das sei eine „Hommage an die Mode“ und imitiere die Debatte in den USA. „Wenn Slutsky diese arme Journalistin angegriffen hat – wo war sie, was hat sie durchgemacht? Ich weiß es nicht, wahrscheinlich wissen die Mädchen es besser. Er kann als nicht sehr angenehmer Mann angesehen werden. Wenn er dich umklammert hat, wenn er dich bedrängt hat, warum hast du dann nicht gleich etwas gesagt, warum bist du nicht zur Polizei gegangen?“, so Peskow, der zusätzlich nicht versteht, warum sich die Journalistinnen erst mehrere Jahre nach dem Vorfall an die Ethikkommission der Staatsduma wandten.
Nachdem Peskow sein aus dem Netz genommenes Interview zensiert habe, wie die Studenten der Hochschule für Wirtschaft inzwischen kritisieren, wird sein Stern als der nette Kerl aus dem Kreml, besonders bei Frauen, sinken.
[hub/russland.NEWS]
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