Seit Anfang 2025 wurden in Russland mehr als 36.000 Strafverfahren wegen Korruption registriert. Die durchschnittliche Zahl solcher Straftaten lag in den letzten fünf Jahren bei etwa 35.000, wie der russische Generalstaatsanwalt Alexander Gutsan in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Tass erklärte.
Die meisten Fälle betreffen Bestechung, kommerzielle Bestechung, Betrug, Unterschlagung, Amtsmissbrauch und die Überschreitung von Befugnissen. Insgesamt wurden etwa 17.000 Personen strafrechtlich verfolgt. Im ersten Halbjahr 2025 wurden mehr als 670 Mitglieder organisierter Gruppen oder krimineller Vereinigungen vor Gericht gestellt.
Gutsan berichtete, dass etwa 60 Prozent aller Korruptionsdelikte Bestechungsgelder betreffen. Der durchschnittliche Betrag beläuft sich auf eine Million Rubel. Dabei ist Gegenstand der Bestechung „alles, was derzeit gefragt ist”. „Als ungewöhnliche Beispiele kann ich Bestechungsgelder in Form eines teuren Massagesessels, eines Weinkühlschranks und sogar einer orthopädischen Matratze nennen”, sagte der Leiter der Aufsichtsbehörde.
Neben der Zunahme von Korruptionsdelikten berichtete der Generalstaatsanwalt auch über einen Anstieg der Entlassungen von Beamten aufgrund von Vertrauensverlust. Seinen Angaben zufolge wurden seit Jahresbeginn mehr als 700 Staatsbedienstete unter diesem Vorwand entlassen.
Zuvor hatte die Zeitung Wedomosti über einen Anstieg der Korruptionsdelikte in Russland seit Jahresbeginn geschrieben. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2025 wurden 38.500 Korruptionsdelikte registriert, was einem Anstieg zum gleichen Zeitraum des Vorjahres von 12,4 Prozent entspricht, stehe in einem Bericht des russischen Innenministeriums.
Die meisten registrierten Korruptionsdelikte stehen im Zusammenhang mit Bestechung (23.400 Fälle). Davon betreffen 7.700 Fälle die Annahme, 7.600 die Gewährung und 2.900 die Vermittlung von Bestechungsgeldern. Innerhalb von zehn Monaten stieg die Zahl der Fälle wegen Bestechung um 29,2 Prozent, wegen Vermittlung um 26,3 Prozent und wegen Annahme um 11,6 Prozent.
Die von der Zeitung befragten Experten führen den Anstieg der Zahlen auf die verstärkten Maßnahmen der Strafverfolgungsbehörden zurück. Der Vorsitzende des Nationalen Antikorruptionskomitees, Kirill Kabanow, wies darauf hin, dass in der heutigen Praxis jeder Vorfall während der Ermittlungen als separates Strafverfahren wegen Korruption behandelt werden kann.
In den ersten zehn Monaten des Jahres 2025 ging die Gesamtzahl der Straftaten in Russland zurück. Aus der Sammlung von Daten zur Kriminalitätslage geht hervor, dass von Januar bis Oktober dieses Jahres landesweit 1,5 Millionen Straftaten registriert wurden, was einem Rückgang von 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Der russische Senator Wladimir Dschabarow hingegen stellt Europa an den Pranger. Dort habe die „Pandemie der Korruption” ein solches Ausmaß erreicht, dass sie nicht mehr zu verbergen sei. „Praktisch alle europäischen Länder sind mit Korruptionsbakterien infiziert, alle sind in Korruptionsschemata verwickelt, und zwar auf höchster Ebene. Was konkrete Namen angeht, so antworte ich wie folgt: Die wichtigste Instanz der Korruption in der EU ist heute die Europäische Kommission”, so der Senator.

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