Olympische Spiele ohne Russland

Olympische Spiele ohne Russland

Die Olympischen Spiele in Paris finden ohne russische Sportler statt. Aufgrund des Krieges in der Ukraine wurde Russland ausgeschlossen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) erlaubte nach langen Diskussionen lediglich 15 russischen Athleten, unter neutraler Flagge an den Wettbewerben teilzunehmen. Es handelt sich dabei nur um jene russischen Sportler, die die „Millitäraktion“ in der Ukraine nicht öffentlich unterstützen und keinen aktiven Vertrag mit den Streitkräften haben. Auch offizielle Vertreter und Sportfunktionäre aus Russland wurden nicht zu den Spielen eingeladen.

Außerdem wurden weder die Eröffnungsfeier noch die Wettbewerbe im russischen Fernsehen oder im Internet übertragen. In Moskau erklärte man dies mit mangelndem Zuschauerinteresse. Die Übertragung ist allerdings auf der offiziellen IOC-Website auch für Russen zugänglich. Man muss sich lediglich registrieren. Russland steht zwar nicht auf der Länderliste, aber man kann die Option „Andere“ wählen und schon hat man Zugang, allerdings ohne russische Kommentare.

Die 15 Athleten, die dennoch zu den Olympischen Spielen zugelassen wurden, befinden sich in ihrer Heimat zwischen Hammer und Amboss. Viele Politiker und Sportfunktionäre beschuldigen sie des Verrats an der Heimat, weil sie ohne Hymne und Flagge Russlands auftreten. Andererseits fordert die liberale Opposition von ihnen laute Aussagen gegen den Krieg. Der Sportjournalist Alexander Schmurnow, der vor Kriegsbeginn für den russischen Fernsehsender Matcharbeitete, ist über beide Positionen empört: „Wenn es auf der einen Seite Extremisten gibt und auf der anderen Seite Extremisten, muss man sie einfach ignorieren“, meint der Journalist, der Russland bereits im März 2022 verlassen hatte. Schließlich geht es im Sport immer in erster Linie um den Sieg, und deshalb ist die Teilnahme an internationalen Wettbewerben notwendig.

Es bleibt die Frage, für wen die russischen Sportfans mitfiebern werden. Schmurnow glaubt, dass sie ihre sportlichen Vorbilder finden werden. Schließlich fieberten die Russen auch für Messi, Ronaldo und Michael Jordan mit. „Deshalb werden die Olympischen Spiele auf jeden Fall interessant sein“, meint der Sportjournalist.

Zum ersten Mal seit den Olympischen Spielen 1984 gibt es in Russland einen Fernsehboykott. Damals boykottierte die Sowjetunion die Olympischen Spiele in Los Angeles, nachdem viele westliche Staaten die Sommerspiele 1980 in Moskau boykottiert hatten. Schon damals war der Sport immer wieder ein Gegenstand der Ideologie.

Auch wenn in Russland behauptet wird, dass sich niemand für die Olympischen Spiele interessiert, so wird man dennoch nicht auf den großen Sport verzichten. So fanden in diesem Sommer in Russland die BRICS-Spiele statt, an denen unter anderem China, Iran, Brasilien und Indien teilnahmen. Im September sollten in Moskau und Jekaterinburg die internationalen Freundschaftsspiele mit „befreundeten Ländern“ stattfinden, sozusagen als Antwort Russlands auf die Olympischen Spiele. Doch sie wurden auf das kommende Jahr verschoben.

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