Zentralbank-Vize: Keine Maßnahmen gegen Spekulanten

Der Kurs des Rubels zu Dollar und Euro ist innerhalb der letzten beiden Wochen um etwa zehn Prozent gestiegen und lag am Wochenende bei 61,9286 Rbl. für einen US-Dollar. (minus 0,86 Rbl. gegenüber Freitag) und 68,7903 Rbl. für einen Euro (minus 2,30 Rbl.). Die Position der russischen Zentralbank zu diesem Trend erläuterte der 1. stellvertretende Vorsitzende der Zentralbank, Dmitrij Tulin, nach einer Arbeitsgruppensitzung in der Duma vor Journalisten.

Der Bank Russlands sagen die gegenwärtigen Kursschwankungen zu, da sie keine Erholung der Konjunktur erwartet, teilte Tulin mit. Im Parlament hatte er zuvor erklärt, dass eine weiche Geld- und Kreditpolitik im Allgemeinen kein Wirtschaftswachstum garantiert. Im Moment kämen der Zentralbank die täglichen Schwankungen des Rubelkurses gerade recht und „wenn das so weitergeht, wie in den vergangenen zwei Wochen, wäre das einfach entzückend“, meinte Tulin, der im Januar 2015, auf dem damaligen Höhepunkt der Rubel-Krise, die Steuerung der Geld-und Kreditpolitik in der ZB übernahm. „Wir unternehmen derzeit nichts im Kampf mit den Spekulanten“, machte er deutlich.

Der Zentralbanker wies darauf hin, dass die Volatilität der russischen Währung zurückging , weil sich die Märkte an die gegenwärtigen ökonomischen Bedingungen angepasst haben. „Das Vertrauen in die Fähigkeit der russischen Führung, die Situation in den Griff zu bekommen, hat sich etwas gefestigt. Aber die Abhängigkeit von den Erdölpreisen besteht nach wie vor. Wie die Wirtschaft – so der Kurs“, unterstrich Tulin und weiter: „Der Rubelkurs wird nicht wieder so stabil, wie er es bis zum November 2014 war, er wird schwanken, aber solche Ausschläge wie im Dezember und Januar wird es auch nicht mehr geben“, meinte er.

Auf der Sitzung in der Staatsduma hatte Tulin gewarnt, dass eine weiche Geld- und Kreditpolitik im allgemeinen kein Wirtschaftswachstum garantiert. „Eine weiche Geld- und Kreditpolitik zwingt die Produzenten nicht zur Senkung der Kosten, zur Erhöhung der Effektivität, treibt die Inflation an und trägt nicht zum Wirtschaftswachstum bei“, hob er hervor. „Geldflüsse allein schaffen keine zusätzlichen Ressourcen und keinen Mehrwert“. Tulin räumte ein, dass eine harte Geld- und Kreditpolitik das Wachstum bremsen, zum Ruin von Banken und Unternehmen führen sowie schwere soziale Folgen nach sich ziehen könnte.

Seinen Worten zufolge sieht die Führung für die nächste Zeit keine Verbesserung der außenwirtschaftlichen Konjunktur und keine Abschwächung der außenpolitischen Spannungen. „Daher ist ist eine erhöhte Volatilität der weltweiten Waren- und Finanzmärkte zu erwarten“, prognostizierte Tulin.

Der Abwärtstrend des Rubels begann in der zweiten Hälfte 2014: Von Juni bis Dezember verlor die russische Währung gegenüber dem Dollar mehr als die Hälfte. Seit Anfang Februar 2015 stieg der Rubelkurs wieder und legte gegenüber dem Dollar 30 Prozent zu. Im Mai sank die US-Währung mehrmals unter 49 Rbl., ehe der Dollar im Zusammenhang mit dem anhaltenden Fallen des Erdölpreises wieder zulegte.

In ihrer aktuellen Prognose geht die Zentralbank Russlands von einer Fortsetzung der Rezession im Land im kommenden Jahr und einem Wachstumsstillstand bis 2018 aus.

Hartmut Hübner/russland.RU

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