Zeitgenössische Fotografie aus Osteuropa

Die Ausstellung „Der klare Blick“ vereinigt namhafte osteuropäische Fotografen unter dem Gesichtspunkt der Abbildung des Menschen in den postsowjetischen Ländern der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit. Die ästhetisch strengen Fotografien werfen einen unmittelbaren, manchmal irritierenden, jedoch immer mitfühlenden Blick auf Kinder, Männer und Frauen in ihrem jeweiligen Kontext. Sie beobachten und analysieren Individuen, Charaktere und Typen, beleuchten ihre Lebenswege und Schicksale und ermöglichen dem Betrachter dadurch Zutritt in ihre Welten, sowie zu jener der Künstler, die das Werk geschaffen haben.

Die Motive und Betrachtungsweisen unterscheiden sich stark voneinander, sind aber verbunden durch das Medium der Fotografie, mit dem sie – weit entfernt vom Narrativen oder der Dokumentarfotografie – ein Porträt des Menschen in all seiner Vielfalt, Vielschichtigkeit und Gegensätzlichkeit schaffen. Eine objektive Widerspiegelung der Welt und der Menschen in ihr. Dadurch erreichen die präsentierten Arbeiten die Qualität eines bebilderten Forschungsfelds, das den Menschen in den konkreten Störfällen der Ökonomie und des Alltags, der immer wieder präsenten Versunkenheit in der sozialistischen Vergangenheit, in Elend und Verzweiflung, aber auch in Luxus und Hoffnung zeigt.

In der Schau sind zwölf international anerkannte Fotografinnen und Fotografen zu sehen, darunter Natasha Schulte und Anna Skladmann, deren jeweilige Kindermotive weithin Aufmerksamkeit erhalten, gerade weil sie diametral entgegengesetzte Realitäten in den Blick nehmen. Während Schulte die Resignation der Kinder in einem ukrainischen Kinderheim eindrücklich, ja mahnend ins Bild setzt, porträtiert Skladmann in ihren „Little Adults“ die Kinder der russischen Oberschicht, also jene, die in bessere Verhältnisse geboren wurden und  scheinbar keine Kinder sein dürfen.

Weitere bemerkenswerte Arbeiten stammen von Nikolay Bakharev, Sergey Bratkov, Vita Buivid, Olga Chernysheva, Sergey Chilikov, Anastasia Khoroshilova, Vladimir Kupriyanov, Grigori Maiofis und Sigrid Viir.
Auch Danny Croucher – ein Engländer, der in Europa lebt und in Russland fotografiert, ist mit seinen verstörend intensiven Porträts vertreten. Ausstellungskurator ist Sergey Popov. Der renommierte Kunsthistoriker hat die Exponate in enger Kooperation mit der Berliner Dependance der Moskauer Galerie pop/off/art zusammengestellt. Die im Sommer 2012 in der Mommsenstraße eröffnete Filiale des Moskauer Hauses vertritt osteuropäische Künstler und trägt mit Ausstellungen wie dieser zum künstlerischen Dialog zwischen Ost und West bei. Ziel ist es, den Blick auf spezifische Themen und Sichtweisen in Osteuropa zu lenken, um diese zugleich als integrativen Teil unserer globalisierten Welt zu kennzeichnen.

Die Ausstellung geht noch bis 30.01.2014

Galerie pop/off/art moskau – berlin
Mommsenstraße 35
10629  Berlin

 

 

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