WM in Kasan zu Ende: Russland mit sehr gemischten Gefühlen

Erst regnete es Medaillen im Synchronschwimmen, dann kam die große Ernüchterung: Beim Schwimmen blieb Russland weit hinter den Erwartungen zurück. Am Ende liegen die Russen bei der Heim-WM in Kasan auf Rang drei in der Nationenwertung.

Neun goldene, vier silberne und vier bronzene Medaillen – so sieht der russische Medaillenspiegel bei der heimischen Weltmeisterschaft in Kasan aus. Unangefochten vorn liegt (natürlich) China mit 15 Mal Gold, zehn Mal Silber und zehn Mal Bronze. Die USA (13,14 und sechs) rangieren auf Platz zwei.

Völliger Reinfall beim Schwimmen

Wie seltsam verteilt die russische Medaillenausbeute ist, zeigt ein kurzer Blick auf die Sparten, in denen die Wettkämpfe ausgetragen wurden: allein im Synchronschwimmen holte Russland achtmal Gold und einmal Silber. Dazu kommen zweimal Silber und zweimal Bronze im Wasserspringen.

Im 50-Meter-Becken kam dann der große Reinfall – nur eine goldene, eine silberne und eine bronzene Medaille sprangen heraus. Dazu gesellten sich gleich mehrere „Holzmedaillen“, soll heißen: undankbare vierte Plätze.

Im Russischen Schwimmverband hängt der Haussegen offensichtlich mehr als schief. Sportjournalistin Jelena Waizechowskaja, Olympiasiegerin im Wasserspringen 1976 in Montreal, bezeichnet die Situation gar als „Fortsetzung der Agonie“, die sich seit 2007 hinziehe, als im Verband zum letzten Mal ein Führungswechsel stattfand.

Agonie – scharfe Kritik aus den Reihen der Athleten

„Am traurigsten war (…) das Abschlussinterview von Wladimir Salnikow“, schreibt sie bei „Sport-Express“. Der Verbandspräsident habe die Dreistigkeit besessen, die lauen Ergebnisse schön zu malen und den Schein zu erwecken, im russischen Schwimmsport sei alles in bester Ordnung.

Im Laufe der Wettbewerbe hatte es vonseiten der Verbandsleitung harten Druck auf Trainer wie Akteure gegeben. So hatte Vize-Präsident Viktor Awdijenko nach dem mittelmäßigen Auftritt der Mixed-Staffel öffentlich Anastasia Fessikowa und Julia Jefimowa die Schuld für den Reinfall zugeschoben. Mehrmals mussten die Athleten noch am Morgen von Wettkampftagen zusätzliche Qualifikationsläufe absolvieren, was natürlich zu Nervosität und Unzufriedenheit führte. Wie soll man da vernünftige Leistungen zeigen, stellt sich die Frage.

Julia Jefimowa, die mit Gold und Bronze noch die erfolgreichste russische Schwimmerin in Kasan war, brachte es auf den Punkt und gibt gleich noch einen düsteren Ausblick: „Das war meiner Meinung nach ein absoluter Reinfall, wir wollten bei der Heim-WM besser auftreten; ich verstehe nicht, warum nichts gemacht wurde. Ich bin mir sicher, dass es in Rio de Janeiro (bei den Olympischen Spielen) genauso laufen wird.“

[sb/russland.RU]

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