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Winterzeit: Moskau wird der Pandemie überdrüssig

Durch die Zeitumstellung auf Winterzeit in Deutschland beträgt der Unterschied zu Moskau nun zwei Stunden. In Russland wurde bereits 2014 beschlossen, die Uhrzeiger nicht mehr hin und herzudrehen, so dass das Land das ganze Jahr über in der Winterzeit lebt. Nach Winter sieht es in der russischen Hauptstadt jedoch noch nicht aus. Die Temperaturen für Ende Oktober bleiben sehr mild.

Aber die Stimmung ist schon herbstlich. Alle haben die Pandemie satt, die Menschen sind gereizt. In sozialen Netzwerken gibt es hin und wieder Nachrichten über Konflikte in öffentlichen Verkehrsmitteln mit Menschen, die sich weigern, Schutzmasken zu tragen. Kürzlich wurde eine Frau in der U-Bahn dafür verprügelt.

Ein Skandal ereignete sich in einem der führenden Moskauer Theater. Die Aufführung des Taganka-Theaters verzögerte sich um eine Stunde, weil eine Zuschauerin nicht bereit war, eine Maske aufzusetzen. Die Frau gehorchte nicht der Aufforderung des Theaterpersonals, den Saal zu verlassen, die Polizei musste einschreiten. Danach bot das Theater Maskenmuffeln an, Karten für 500.000 Rubel (etwa 5.400 Euro) zu kaufen. Der Betrag soll die die Höhe einer möglichen Geldstrafe für das Theater wegen Nichtbeachtung des Maskenregimes decken. Das Sonderpaket umfasst die Möglichkeit, ohne Maske bei der Aufführung dabei zu sein, einen separaten Platz im Parterre in großer Entfernung mit dem Rest des Publikums sowie einen separaten Ein- und Ausgang. „Die Aufführung selbst wird für einen Mindestbetrag von einem Rubel gezeigt. Schließlich soll Kunst zugänglich sein“, hieß es in einer Erklärung der Theaterleitung.

Zwischen einigen Politikern und Ärzten kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Der Vorsitzende der LDPR-Partei, Wladimir Schirinowsky, forderte dem Arzt und Fernsehmoderator Alexander Mjasnikow seines medizinischen Diploms zu entziehen. Der Abgeordnete sagte dies in einem Interview mit dem Radio „Komsomolskaja Prawda“. Zuvor sagte Mjasnikow, der das Informationszentrum zur Überwachung der Situation mit dem Coronavirus leitet, dass es unter der gegenwärtigen epidemiologischen Situation nicht notwendig sei, die internationalen Grenzen zu schließen, da das Ausmaß der Pandemie in Russland höher sei als beispielsweise in der Türkei oder auf den Malediven, wohin Russen noch reisen dürfen.

Unterdessen wurden im Laufe des vergangenen Tages 4455 neue bestätigte Fälle von Coronavirus-Infektionen in der russischen Hauptstadt entdeckt. Die Gesamtzahl der Infizierten seit Beginn der Pandemie in Moskau beträgt 391.361. Davon gelten 97.000 Menschen als Covid-Patienten.

Das einzige Wesen, das sich über die Pandemie freut, ist ein bronzener Hund an der Moskauer Metrostation Ploshchad Revolutsii. Die Moskauer haben einen Aberglauben: Wenn sie wollen, dass ihr Wunsch in Erfüllung geht, reiben Sie die Nase der Skulptur des Hundes, und er wird definitiv in Erfüllung gehen. Seit 1938 haben wahrscheinlich Hunderte von Millionen Menschen den Kupferhund gestreichelt. Aber jetzt hat jeder Angst, etwas anzufassen, und so fahren die Passagiere an Irma vorbei (so hieß der Hund, der dem Bildhauer Duschkin als Modell diente) und dessen Nase kann sich erholen.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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