„Wie von der Mafia aus Chicago“: Obama über Putin in seinem neuen Buch

„Wie von der Mafia aus Chicago“: Obama über Putin in seinem neuen Buch

Der ehemalige US-Präsident Barack Obama schrieb im ersten Band seiner Memoiren „Ein verheißenes Land“ seine Eindrücke über die Kommunikation mit den russischen Präsidenten Wladimir Putin und Dmitri Medwedew.

Der Ex-Präsident verglich Putin mit den Bossen der Chicagoer Mafia. Putin war laut Obama „hart“, obwohl „körperlich unauffällig“ und durch die Gesetze der Hinterhöfe erzogen. Obama bescheinigte Putin, dass er „nicht nur mit harter Hand handelte“, sondern auch „wirklich populär“ war. Der russische Präsident will nicht zum Marxismus-Leninismus zurückkehren, aber unter Wladimir Putin sei „das neue Russland jedes Jahr dem alten ähnlicher geworden“.

Über Verhandlungen mit Putin schreibt Obama relativ kurz. In Putins Datscha habe er sich einen Monolog des russischen Staatsoberhauptes anhören müssen, der „eine Chronik aller angeblichen Ungerechtigkeiten, Beleidigungen und Verrat auflistete, die er und das russische Volk durch arrogante Amerikaner erlitten haben“.

Über den von 2008 bis 2012 amtierenden russischen Präsidenten Dmitri Medwedew schrieb Barack Obama (2009 bis 2017), er betrachtete Medwedew als „Personifizierung des neuen Russland: „jung, fit und schick im europäischen Stil gekleidet“.

Obama ging damals davon aus, dass Medwedew nicht über die echte Macht in Russland verfügte, da sie sein Patron Wladimir Putin behalten hatte. Er habe Medwedew im April 2009 vor dem G20-Gipfel in London zum ersten Mal getroffen. Ihm zufolge war er von allen BRICS-Führern am meisten an einem Treffen mit Medwedew interessiert. Zu den Gründen gehörten das „besonders niedrige Niveau der amerikanisch-russischen Beziehungen“ und der georgisch-ossetische Konflikt.

„Meine Regierung hoffte, durch einen Dialog zum Schutz unserer Interessen, zur Unterstützung unserer demokratischen Partner in der Region und zur Zusammenarbeit bei der Förderung unserer Ziele der Nichtverbreitung und Abrüstung von Atomwaffen einen so genannten Reset mit Russland einzuleiten“, schrieb Obama.

Medwedew habe damals die US-Behörden mit seinem Vorschlag überrascht, dem US-Militär die Nutzung des russischen Luftraums für den Transport von Truppen und Ausrüstung nach Afghanistan zu gestatten, was die Abhängigkeit von teuren und unzuverlässigen Routen verringern würde. Obama hatte auch nicht erwartet, dass Medwedew „so weit gehen wird, zuzugeben, dass sich das iranische Atom- und Raketenprogramm viel schneller entwickelt habe als Moskau erwartet“.

Obama sagte, er habe die Biographie Medwedews studiert und ihn als „Technokraten betrachtet, der hinter den Kulissen arbeitet, ohne politisches Profil oder eigene Wählerbasis“. „Er war ein kleiner Mann mit dunklem Haar und einer leicht formellen, fast selbstironischen Art zu sprechen, eher ein internationaler Unternehmensberater als ein Politiker oder Parteimanager. Gleichzeitig agierte Medwedew „gut informiert und konstruktiv“.

Medwedew und Barack Obama diskutierten fast jede Woche am Telefon über das iranische Atomprogramm und die Verhängung von Sanktionen des UN-Sicherheitsrates gegen Teheran, so der frühere US-Präsident in seinen Memoiren.

Der erste Band von Barack Obamas Memoiren, der nach seiner Präsidentschaft geschrieben wurde, erschien am 17. November. Zuvor veröffentlichte er zwei Bücher – im Jahr 1995 „Träume von meinem Vater“ und „Kühnheit der Hoffnung“ im Jahr 2006.

[hrsg/russland.NEWS]

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