Wie ein US-Think-Tank sein antirussisches Feindbild konstruiert

[von Udo Bongarts] Korruption als ökonomische Kriegsführung, Teil 1

Russlands wirtschaftlicher Einfluss in Mittelosteuropa ist prinzipiell schädlich. Putins Regierung benutzt Korruption, um die liberalen Werte des Westens zu diskreditieren und Nato und EU zu spalten. Die Studie „The Kremlin Playbook“ des „Center for Strategic and International Studies“ (CSIS) will diese Behauptungen u.a. an Lettland aufzeigen. Doch die Beweise sind dürftig, stattdessen folgen antirussische Mutmaßungen.

Die Markierungsfunktion der PDF-Datei „The Kremlin Playbook“ ist gesperrt. Man ärgert sich, zum genaueren Lesen die 99 Seiten ausdrucken zu müssen. Das ist viel sinnlos verbrauchtes Papier, auf dem die eingangs erwähnten Behauptungen in zahlreichen Wiederholungen ganzer Abschnitte ausgewälzt werden. Die vier Autoren benötigten nach eigener Darstellung ganze 16 Monate, um ihre meinungsstarke Warnung vor Russland zu formulieren.

Wer investigative Recherche und Zitate aus Geheimpapieren des Kremls erwartet, wird von dieser Ansammlung von Mutmaßungen schnell enttäuscht sein. Dafür, dass die russische Regierung systematisch plane, mit Oligarchen-Wirtschaft und Korruption die Nachbarländer zu destabilisieren, wird nirgends ein schlüssiger Beweis geliefert.

Seit dem 13.10.2016 lässt sich die Playbook-Studie vom CSIS-Server herunterladen. Noch am selben Tag verbreitete eine Reuters-Meldung deren Kernthese: In einigen Ländern sei der Einfluss Russlands derart beherrschend und „endemisch“ geworden, dass er sowohl die nationale Stabilität als auch die westliche Orientierung und die euro-atlantische Stabilität in Frage stelle. Journalisten der Tagespresse kolportierten wiederum diese Reuters-Meldung. So bietet „The Kremlin Playbook“ ein Beispiel für die spekulative Stimmungsmache, die den Konflikt zwischen dem Westen und Russland anheizt.

Welle des Kritizismus‘ und Anti-Amerikanismus‘

Die CSIS-Autoren zitieren vorangestellt zwei Sätze aus einer Rede, die Barack Obama im September 2014 in der estnischen Hauptstadt Tallinn hielt: „Wir sind stärker, weil wir Demokratien sind,“ und: „Wir sind stärker, weil wir offene Wirtschaftsformen befürworten.“

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