Wer ist eigentlich Stepan Bandera?

In der Ukraine tragen die Einen bei Demonstrationen sein in den Landesfarben geschmücktes Bild wie eine Ikone vor sich her, sein Grab in München wird gepflegt und mit der ukrainischen Fahne und dem Schwarz-rot der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) geschmückt, die rechtsnationale Partei Svoboda und der radikale »Rechte Sektor« verehren ihn als Freiheitskämpfer und berufen sich auf ihn, in der Westukraine stehen zahlreiche Denkmäler und am 22. Januar 2010 verlieh ihm posthum der damalige Präsident Wiktor Juschtschenko den Titel »Held der Ukraine« (die polnische und russische Regierung sowie das Europäische Parlament und viele andere Institutionen protestierten). Wenige Wochen später, als Wiktor Janukowitsch Präsident wurde, entzog ihm dieser den Ehrentitel umgehend. Ostukrainer, Russen, Polen, Israelis und viele andere nennen ihn einen Massenmörder, der Tausende Tote zu verantworten hat, einen Faschisten und Nazi-Kollaborateur.

1909 wurde er im österreichungarischen Galizien geboren, beide Eltern kamen aus klerikalen Familien, ab 1928 studierte er am Polytechnikum in Lemberg. Er schloss sich umgehend der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) an und gehörte schon Anfang der 30er Jahre zu deren Führungsspitze. 1934 wurde er in Polen wegen der Ermordung des polnischen Innenministers zum Tode verurteilt, dann zu lebenslanger Haft begnadigt und seltsamerweise nach 5 Jahren entlassen.

1940 kam es in der OUN beim Kampf um die Führung zur Spaltung und Bandera leitete ab diesem Zeitpunkt den radikalen Flügel.

In Lemberg, das seit dem Hitler-Stalin-Pakt von den Sowjets besetzt war, kam es kurz vor dem Einmarsch deutscher Truppen zu Aufständen ukrainischer Nationalisten, die von den Sowjets brutal niedergeschlagen wurden – Tausende Tote. Dann räumten sie kampflos Lemberg. Noch bevor die Wehrmacht am 30 Januar 1940 einmarschierte sollen die OUN unter Banderas Führung mehr als 7.000 Juden, Kommunisten und Polen liquidiert haben. Anschließend waren sie besonders aktive Helfer der Deutschen bei der Beseitigung „unwerten Lebens“ . Ebenfalls noch vor der Ankunft der Deutschen rief Bandera eine freie und unabhängige Ukraine aus, was nicht den Vorstellungen der Deutschen entsprach; 1941 landete Bandera im KZ Sachsenhausen. 1944 entlassen kämpfte die Ukrainische Aufstandsarmee (UPA) unter seiner Führung mit deutschen Waffen mal zusammen mit sowjetischen Partisanen gegen die Deutschen, mal gegen die Rote Armee für die ukrainische Unabhängigkeit. 1946, nach Kriegsende, flüchtete er nach München und tauchte unter falschem Namen unter. Die Sowjetunion verurteilte ihn in Abwesenheit zum Tode.

Was danach geschah, berichtet der Journalist und Zeitzeuge Karl Stankjewitz.

Eine ausführliche Dokumentation über Bandera zeigt die polnische Internetseite Wołyn in englischer mit Videomaterial in polnischer Sprache.

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