Walesa bestreitet führende Rolle Gorbatschows beim Mauerfall

Wie nicht anders aus Polen zu erwarten war, hat der ehemalige polnische Präsident Lech Walesa bestritten, dass der Mauerfall vor 20 Jahren vor allem dem früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow zu verdanken sei.

Es sei „eine Lüge“, dass Gorbatschow die Mauer zu Fall gebracht habe, sagte der Friedensnobelpreisträger am Montag dem polnischen Fernsehsender tvn24. Viel wichtiger sei die Rolle des damaligen Papstes Johannes Paul II. und der polnischen Gewerkschaft Solidarnosc gewesen, die Walesa anführte.

„Es macht mich heute traurig, dass Helden aus denen gemacht werden, die keine waren“, sagte Walesa. Gorbatschow habe weder den Kommunismus noch die Berliner Mauer stürzen wollen – „das lag nicht auf seinem Weg“. „Wenn die Dinge so dargestellt werden, heißt das, dass Europa auf einer Lüge errichtet wird, das erschreckt mich“, sagte der frühere Gewerkschaftsführer.

„Die Wahrheit ist, dass Papst Johannes Paul II. zu 50 Prozent zum Mauerfall beigetragen hat, 30 Prozent die Solidarnosc und Lech Walesa und nur 20 Prozent der Rest der Welt“, sagte Walesa. Der polnische Papst habe seinerzeit die Völker Europas aufgerufen, das „Gesicht der Welt zu verändern“, und seine Botschaft habe die Menschen ermutigt, die Politiker zu Veränderungen zu zwingen.

Außerhalb Polens scheint das jedenfalls anders gesehen zu werden.

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