Wachsendes Unbehagen in der EU über die Ukraine

Die „Nesawissimaja Gaseta“ nahm am Dienstag einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters auf, laut dem die Europäer der Ukraine Erpressung bei den Gasverhandlungen mit Russland vor werfen.

Ein EU-Beamter, der an den jüngsten Gas-Verhandlungen in Berlin teilgenommen hat, sagte „die Ukrainer hintergehen die EU“. Brüssel habe an das Märchen über die „arme kleine Ukraine“ geglaubt und sich einnehmen lassen, so der Diplomat. Jetzt müssen die Europäer aber aufwachen und an ihre eigenen Interessen denken.

Die Ukraine müsse für ihren Export sowohl nach Europa als auch nach Russland keine Zölle zahlen, wodurch sich aber die europäischen Produzenten benachteiligt fühlen und „ukrainische Oligarchen sahnen überall ab. … Gewisse Kreise in der ukrainischen Machtelite könnten an Absprachen mit den Russen interessiert sein, um die EU gemeinsam auszunutzen“.

Letztlich hätten von den Gasgesprächen sowohl der russische Gaslieferant Gazprom als auch der ukrainische Konzern Naftogas Ukrainy profitiert, weil sie von den Europäern neue finanzielle Garantien erhalten haben.

„Diese Jungs kennen sich besser als ich sie kenne“, sagte der Beamte und vermutete, dass die Delegationen Russlands und der Ukraine ihr Vorgehen absprechen und im Grunde an ein und derselben Seite des Verhandlungstisches sitzen, was der ukrainische EU-Botschafter Konstantin Jelissejew sofort dementierte und ein Ergebnis „russischer Propaganda“ nannte.

Wladimir Scharichin vom russischen GUS-Forschungsinstitut meinte, „die EU hat jetzt im Grunde Russland abgelöst, das jahrelang die ukrainische Wirtschaft subventionierte. … Viele ukrainische Beamte glauben, dass Verhandlungen im Grunde eine Gelegenheit sind, andere zu erpressen und sich ständig weitere Vorzüge auszuhandeln.“ Für diese Denkweise sei aber größtenteils Moskau verantwortlich, weil es seine Partner mit seiner „Politik der Zugeständnisse“ verwöhnt habe.

„Es ist unwahrscheinlich, dass die Europäer die Ukraine nicht mehr mit Krediten versorgen werden“, vermutete Aljona Afanasjewa (Forex Club). „Denn die Frage nach zuverlässigen Gaslieferungen wird zunehmend akuter werden. Die vom IWF bereitgestellten Mittel werden nicht reichen, um alle Schulden von Naftogas Ukrainy zu tilgen.“

Es sei zu erwarten, dass die Ukrainer die EU weiterhin austricksen werden, stimmte Professor Konstantin Andrianow von der Russischen Akademie der Volkswirtschaft zu.

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