Von Ostsee in Nordsee – Russlands Marine verlagert Großmanöver „Ocean Shield 2019“ [Teil 1]Fregatte Admiral Gorshkov © forsvaret.no

Von Ostsee in Nordsee – Russlands Marine verlagert Großmanöver „Ocean Shield 2019“ [Teil 1]

Vom 1. bis 9. August 2019 veranstaltete die russische Marine unter der Leitung von Admiral Nikolai Jewmenow das Manöver Ocean Shield-2019 (Океанский щит) in der Ostsee. Teile dieser Flotte fuhren an Rügen und Fehmarn vorbei zum Großen Belt. Auch vor der Kieler Bucht kreuzten sie auf, um von dort – wohl zu Überraschung aller – in der Nordsee vor norwegischen Küsten andere Flottenverbände für weitere Manöver zu treffen.

An der großen Militäraktion in der Ostsee beteiligten sich etwa 70 Schiffe und 10.634 Soldaten, wie das Verteidigungsministerium am Donnerstag mitteilte. Auch 58 Luftfahrzeuge der Marine und der Luft- und Raumfahrtkräfte seien zu der neuntägigen Übung zusammengezogen worden.

Der Lenkwaffenkreuzer Marshall Ustinov, der Zerstörer Severomorsk und das Atom-U-Boot Smolensk sowie Korvetten modernster Bauart nehmen teil. Dazu gehört die aus dem Schwarzen Meer gekommene Vasiliy Bykov und die neuen Buyan M-Korvetten mit Marschflugkörpern. Große Landungsschiffe sind dabei, es folgte nachträglich ein Fregatten-Verband.

So richtig wahrgenommen hat man das in Deutschland nicht. Nur wenige deutsche Medien wie zum Beispiel die Kieler Nachrichten berichteten ausführlicher. Die Deutsche Marine und die Bundesregierung halten sich zurück. Aus der Zentrale der Deutschen Marine war nur zu erfahren, dass man alles „im Blick“ habe. Das deutsche Flottendienstboot Oste habe im Finnischen Meerbusen auf die russischen Schiffe gewartet, als diese aus St. Petersburg ausliefen. Es schaltete am 29. Juli seinen Transponder ab und erschien Tage später in der westlichen Ostsee wieder auf dem AIS-Bild. Ansonsten wird bei Fragen nach den russischen Schiffen im Marinekommando auf die Geheimhaltung verwiesen und eigentlich keine Informationen herausgegeben – die russische Marine ist auskunftsfreudiger.

Polen und die baltischen Staaten, allen voran Estland mit einem Anteil von rund einem Drittel russischstämmiger Menschen, machen sich Sorgen. Und auch Dänemark lässt wissen, dass man immer gewusst habe, wo sich die russischen Schiffe befanden. Die Überwachung der Flottenbewegungen haben Dänemark und Schweden übernommen. Die Dänen schickten mehrere Patrouillenboote und die Marineheimwehr. Bis Mittwoch zählte die dänische Marine nach eigenen Angaben 19 russische Marineschiffe in ihren Gewässern. „All diese Fahrzeuge wurden von der dänischen Marine eskortiert, so wie es ein Standardverfahren für uns ist“, so ein Sprecher in Karup. Zwischenfälle oder Havarien gab es keine.

Inzwischen zeigten sich auch die USA und Großbritannien beunruhigt über die Übungen und schickten Überwachungsflieger, um die russische Marine im Auge zu behalten.

Beim Kieler Institut für Sicherheitspolitik (ISPK) geht man davon aus, dass die großen NATO-Manöver in Russland Eindruck gemacht haben. Die Nato hatte im Juni 2018 in der Kieler Bucht 55 Schiffen, 8.600 Soldaten und 36 Flugzeuge zum Manöver Baltops 2019 versammelt.

Derartige Übungen haben in der russischen Führung hohen Stellenwert, so Julian Pawlak, vom ISPK.  Die Parade am Tag der russischen Marine am 28. Juli sei praktisch die einzige Möglichkeit der Marine, diese Vielzahl an Einheiten verschiedener Größenordnungen der unterschiedlichen Flotten in Ostsee zu versammeln.

Es sei mit Sicherheit richtig, „Wachsamkeit zu zeigen“ und die Einheiten zu beobachten. „Allerdings würde ich diesen Aktivitäten kein Bedrohungspotential im Sinne eines ’Aufmarsches vor unserer Haustür’ zuschreiben“, so Pawlak.

Als sei das Manöver abgeschlossen, hieß es in den Kieler Nachrichten, ein „Teil der russischen Einheiten wird vom Skagerrak aus Kurs auf die Heimathäfen im Nordmeer sowie das Mittelmeer und Syrien nehmen. Dem scheint nicht so zu sein, wie Meldungen aus Norwegen vermuten lasst. Russlands Nachbar ist mehr als beunruhigt und schlägt Alarm. Denn Russlands Marine hat Ocean Shield-2019 ausgeweitet und sammelt sich derzeit mit einer beträchtlichen Anzahl an Einheiten im selben Operationsgebiet von Baltops.

[hub/russland.NEWS]

wird fortgesetzt

COMMENTS