„Vieh und Gesindel“: Schon wieder entgleitet einer russischen Beamtin die Sprache

„Vieh und Gesindel“: Schon wieder entgleitet einer russischen Beamtin die Sprache

„Als er [Präsident Putin] kam, ist dieses ganze Gesindel gekommen. Sie hätten sehen sollen, wie sie angezogen waren. Eine kam in High Heels mit weißen Socken. Hier haben sie eine warme Toilette, ein sauberes Bett – etwas, was es in ihren Ställen nicht gab. Als er ging, waren sie bereit, die Erde zu küssen. Das Vieh stand da rum und hätte vor Glück mit kochendem Wasser pinkeln können“, sagt eine Frauenstimme auf einer Audioaufnahme, die neulich im russischen Netz auftauchte. Es sind Flutopfer, über die die Frau so abschätzend redet. Ende Juni kam es in der Region Irkutsk zu Überschwemmungen. 25 Menschen starben, sechs gelten als vermisst. Fast 17.300 Häuser und 49 Straßenabschnitte wurden überflutet, 22 Brücken zerstört oder beschädigt. Die größten Schäden erlitten die Städte Nischneudinsk und Tulun.

Angeblich gehört die Stimme Irina Alaschkevich, Pressechefin des Gouverneurs der Region Irkutsk. In der Aufnahme erzählt sie, dass der Gouverneur sie gebeten habe, sie solle nach Tulun fahren. Ihre Antwort: „Vielleicht fahre ich hin, aber ich sehe eigentlich keinen Grund, mich dahin zu schleppen“. Nachdem das Skandal-Audiotape veröffentlicht wurde, versuchte Alaschkevich in einem Interview mit dem russischen Sender REN-TV die Wogen zu glätten. Ob es ihre Stimme sei oder nicht, müsse die offizielle Untersuchung klären. „Ich sage noch einmal: Jeder meiner Kommentare wird nicht überzeugend klingen. Ich möchte die Untersuchung abwarten“, sagte sie gegenüber der Zeitung MK.

Wie der Sender später unter Bezugnahme auf unabhängige Experten berichtete, hielten unabhängige Experten Alaschkevichs Stimme für echt.

Letzte Zeit treten russische Beamten immer wieder ins Fettnäpfchen. So löste im November 2018 eine Äußerung der Leiterin des Dezernats für Jugendpolitik des Swerdlowsker Gebiets eine Welle der Empörung aus. Die Beamtin sagte bei einem Treffen mit freiwilligen Helfern aus verschiedenen Jugendorganisationen wortwörtlich: „Der Staat schuldet euch gar nichts. Ihr müsst alles selber tun“. Um Kinder sollen sich vor allem deren Eltern kümmern, und nicht der Staat. Der Staat habe „Eure Eltern nicht gebeten, Euch zu gebären“. Das Video von diesem Treffen landete auf YouTube und man fand heraus, dass die 29-jährige Beamtin, die sich darüber beschwert, dass die Finanzierung von Jugendprojekten den Staat sehr viel Geld koste, selbst 1,5 Millionen Rubel (etwa 20.000 Euro) pro Jahr verdient, was für russische Verhältnisse ein überdurchschnittlich hohes Gehalt ist.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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