Ukrainische Manöver

Nach der Publikation des vorläufigen Untersuchungsberichts zum Absturz der Boeing MH17 über der Ostukraine bleiben entscheidende Fragen ungeklärt. So gibt der Bericht beispielsweise keinerlei Hinweis darauf, welche Art Geschosse die Maschine getroffen haben; das wäre von Bedeutung, um zu rekonstruieren, ob die MH17 tatsächlich vom Boden aus abgeschossen worden ist.

Die Spurensicherung am Absturzort, die die Klärung hätte erleichtern können, musste schon vor Wochen abgebrochen werden, weil Truppen der Kiewer Regierung in unmittelbarer Nähe Angriffe auf die Rebellen starteten. Während die Aufklärung des Absturzes weiter verschleppt wird, legt die NATO eine hohe Geschwindigkeit bei Anberaumung und Durchführung von Manövern an den Tag. In den vergangenen Tagen hat das Bündnis Kriegsübungen in den baltischen Staaten unweit der russischen Grenze abgehalten – mit deutscher Beteiligung. Für den heutigen Mittwoch und die kommenden Tage sind erneut Manöver geplant. Die Szenarien reichen von Interventions- und Besatzungskriegen à la Afghanistan über die Kontrolle von Seegebieten bis hin zu Konflikten mit militärisch schlagkräftigen Staaten wie etwa Russland. Mit Bezug auf das letztere Szenario sprechen US-Militärs von einem Übergang in den NATO-Planungen zu einer neuen Art von Krieg.

Ungeklärte Fragen

Die Ursache für den Absturz der Boeing MH17 am 17. Juli über der Ostukraine, bei dem alle 298 Personen an Bord der Maschine ums Leben kamen, bleibt weiterhin unklar. Zwar heißt es in dem vorläufigen Untersuchungsbericht, der am gestrigen Dienstag veröffentlicht wurde, nichts deute auf einen technischen Defekt hin. Die auf Fotos erkennbaren Löcher im Cockpit und im Rumpf der MH17 seien vermutlich „von einer großen Zahl hochenergetischer Objekte von außerhalb des Flugzeugs“ verursacht worden, zudem sei die Maschine allem Anschein nach bereits in der Luft auseinandergebrochen; damit wird faktisch bestätigt, dass die Boeing abgeschossen wurde. Entscheidende Fragen beantwortet der Bericht jedoch nicht. So fehlen Angaben darüber, ob es zutrifft, dass in relativer Nähe zu der Passagiermaschine ukrainische Militärjets zu orten waren; russische Quellen behaupten dies. Auch bleibt unklar, ob die Maschine von einer Luft-Luft- oder von einer Boden-Luft-Rakete getroffen wurde und ob es sich bei zahlreichen kleineren Löchern im Cockpit tatsächlich, wie der kanadische OSZE-Beobachter Michael Bociurkiw schon kurz nach einer ersten Bestandsaufnahme erklärte, um Einschläge von Maschinengewehr-Munition handelt. Auch wichtige Fragen zu den Umständen der Spurensicherung unterbleiben – so etwa die Frage, wieso ukrainische Truppen faktisch die Untersuchungen im Absturzgebiet durch Experten nach einigen Tagen beendeten, indem sie in unmittelbarer Nähe Angriffe auf die Rebellen starteten.[1]

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