Ukraine: Sieg für Poroschenko – geteiltes Land

Die Teilung der Ukraine setzt sich fort – während im Westen und Norden des Landes die Beteiligung hoch war und die Flaggschiffe des Euromaidan überragende Ergebnisse einfuhren, fand sie im Donbass gar nicht statt. Dem Süßwaren-Oligarch Poroschenko, dem wichtigsten Kandidat des Euromaidan, gelang offenbar der Sieg im ersten Wahlgang.

Poroschenko weit vorne – Rest enttäuscht

In Kiew war die Beteiligung riesig und vor den Wahllokalen bildeten sich ähnliche Warteschlangen, wie beim umstrittenen Referendum über die Unabhängigkeit des Donbass dort. Erste Prognosen sprechen landesweit von über 55 % für Poroschenko, knapp 13 % für Timoschenko, 8 % für den Populisten Ljaschko (Radikale Partei) und 6 % für Grizenko (früherer Janukowitsch-Verteidigungsminister). Alle übrigen Kandidaten, darunter auch die von der „Partei der Regionen“ von Janukwoitsch und die ukrainischen Nationalisten von „Swoboda“ und dem „Rechten Sektor“ bleiben offenbar unter 5 % und spielen keine Rolle für den Ausgang. Somit kann außer Poroschenko eigentlich niemand mit seinem Ergebnis zufrieden sein. Janukowitschs ehemalige Gefolgsleute sind gar paralysiert – der offizielle Parteikandidat Dobkin dürfte irgendwo bei 2 % unter den „Sonstigen“ landen.

Leere an den Wahllokalen im Donbass

Während in der Tagesschau der Eindruck erweckt wurde, im Donbass hätten massenweise Leute wählen wollen, schaute es vor Ort vor den Wahllokalen in Wirklichkeit gähnend leer aus, wie die dortige Onlinepresse berichtet. Die Menschen würden nicht gemobbt oder zwangsweise abgehalten – es sein einfach niemand gekommen, schreibt die Kiewer Onlinezeitung Politnavigator. Die einzige echten Menschenmenge bestand aus Antimaidanern, die durch Donezk zum Wohnsitz des Oligarchen Achmetow zog, der in der letzten Woche Proteste gegen die Separatisten organisiert hatte, um gegen sein Engagament zu protestieren. Seine Residenz wurde mittlerweile offensichtlich von Truppen der Separatisten besetzt. Proteste gegen die Durchführung der Wahlen gab es auch vor ukrainischen Wahllokalen in Russland wie in Rostow am Don, wo viele Auslandsukrainer leben.

Wahlbeteiligung im Westen und Norden hoch – im Osten und Süden niedrig

In ostukrainischen Regionen, in denen die Wahl stattfand, deuten erste Signale ebenfalls auf eine niedrige Wahlbeteiligung hin, obwohl in diesen meist die russischsprachige Bevölkerung nicht stark in der Mehrheit ist. So im Bezirk Chongar in der Region Cherson mit 40 %, die fest in den Händen der Euromaidanischen Truppen ist. Die Wahlbeteiligung in der Region Odessa lag gegen 15:00 Uhr bei 30 % laut der regionalen Onlinezeitung Tajmer (Update 26.05.: Bei Schließung der Wahllokale lag sie nach regionalen Meldungen bei 45 %). Damit lag sie sehr deutlich unter dem landesweiten Schnitt oder gar dem in den westukrainsichen Provinzen Winiza und Liwow, die als Hochburgen des Euromaidan zählen. In Charkow – an sich nicht von den Separatisten beherrscht, gab es eine Demonstration gegen die örtliche Durchführung der Wahl von einigen Hundert Antimaidanern, berichtet die örtliche Onlinezeitung Nahnews. In Nikolajew im Süden der Ukraine gab es eine Bombendrohung gegen ein Wahllokal. An Unregelmäßigkeiten wird lediglich aus der Region Dnejpropetrowsk ein Versuch des Stimmenkaufs im größeren Umfang gemeldet.

Foto: Wahlsieger Poroschenko, Wikimedia Commons

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