TV-Tipp: Wladimir Wyssozki – Zu viel Leben

Der Liedermacher und Schauspieler Wladimir Wyssozki war eine Ausnahme in der Sowjetunion. Er führte trotz des strengen Regimes im Land ein Leben auf der Überholspur, bis er 1980 im Alter von 42 Jahren an Herzversagen starb. Sein Begräbnis geriet zur größten nicht staatlich organisierten Demonstration, die Moskau bis dahin erlebt hatte.

Seine Trauerfeier im Sommer 1980 wurde zur größten Menschenansammlung in der Sowjetunion seit Stalins Begräbnis – kaum vorstellbar bei einem Mann, der in Lederjacke und im einzigen Privat-Mercedes Moskaus rauchend durch die Nacht raste. Auch heute noch können fast alle Menschen in Russland seine Lieder mitsingen – Wladimir Wyssozki ist ein Volksheld der wilden und besonderen Art. Er war ein Star hinter dem eisernen Vorhang, in einer anderen Popkultur als der des Westens.

Was auch immer über den russischen Liedermacher und Schauspieler überliefert ist, es spricht ehrfurchtsvoll von Größe und Einzigartigkeit. Nahezu jede Beschreibung, jede Erinnerung, jede Anekdote stellt ihn als geradezu übermenschlich dar. Er konnte reisen, eine französische Schauspielerin heiraten und kehrte doch immer wieder zurück in die Sowjetunion. Er selbst sagte: „Wenn alles verboten ist, kann man sich alles erlauben.“ So war der Sozialismus eben auch: eine Anhäufung sonderbarer Privilegien. Am Ende war alles zu viel: zu viel Liebe, zu viel Leben, zu viel Alkohol. Aber in seinen Liedern und in den Erinnerungen seiner zahlreichen Fans lebt Wladimir Wyssozki weiter.

Die Dokumentation begibt sich auf Spurensuche in das heutigen Russland. Ein Russland nach der Parallelwelt, in der ein Künstler wie Wyssozki in der Sowjetunion existieren konnte. Kollegen vom Taganka-Theater erinnern sich an die Zusammenarbeit mit ihm, sein Sohn Nikita berichtet von einem häufig abwesenden, aber liebevollen Vater. Rapper Basta erklärt, warum Wyssozkis Musik noch heute eine solche Bedeutung für Russlands Bevölkerung hat. Und auf der Straße kann jeder eines seiner Lieder anstimmen.

15.03.2014, 22:45 Uhr

Auf ARTE

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