Tschernobyl-Geschädigte protestieren gegen Wegfall von Zuwendungen

Rund hundert Geschädigte der Tschernobyl-Katastrophe haben am Samstag vor dem Sitz der russischen Regierung in Moskau ihre Zuwendungen zurückgefordert, die mit einem neuen Gesetz abgeschafft wurden.

„Abgeordnete Russlands: Tötet eure Wähler nicht!“ hieß es auf Plakaten der Demonstranten. Die Politik der Regierung von Präsident Wladimir Putin sei unsozial, sagte Juri Semjonow, Vorsitzender eines Verbandes ehemaliger Staatsangestellter, die bei den Aufräumarbeiten nach der Explosion in dem Atomreaktor teils schwere Gesundheitsschäden erlitten.

Mit der in diesem Jahr in Kraft getretenen Reform wurden die Sonderzuwendungen wie freie medizinische Versorgung durch Barauszahlungen ersetzt. Doch diese reichten nicht aus, um die Bedürfnisse der Geschädigten zu decken, kritisierte Semjonow.

Die Explosion am 26. April 1986 im Reaktorkern in Tschernobyl setzte die Radioaktivität von 200 Hiroshima-Bomben frei. Weite Teile der Ukraine, Weißrusslands und Russlands wurden radioaktiv verseucht. Hunderttausende Feuerwehrleute, Soldaten und Zivilisten aus der heutigen Ukraine, Russland und Weißrussland mussten in den Monaten nach dem Unfall ohne Schutzanzüge in der radioaktiv verseuchten Gefahrenzone arbeiten. Nach Angaben der Geschädigten-Verbände leben in Russland heute noch rund 150.000 Menschen, die an den Aufräumarbeiten beteiligt waren. Ein Drittel von ihnen ist Schätzungen zufolge chronisch krank.

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