Trumps neue Begrifflichkeiten

[Hanns-Martin Wietek] Spätestens seit Ende des Zweiten Weltkrieges beanspruchen die USA, die „globale Führungsmacht“ zu sein.
Zu Donald Trumps Sieg hat ganz sicher der Slogan „let‘s make America great again“ – lasst uns Amerika wieder groß machen – und die Forderung, dass die USA wieder die Nummer Eins auf der Welt sein müsse, beigetragen.

Auf den ersten Blick scheinen beide Forderungen ziemlich dasselbe zu beinhalten.
Bei genauerem Hinschauen unterscheiden sich die beiden Forderungen jedoch deutlich voneinander.

Die erste Forderung besagt, dass die USA beanspruchen, nicht nur die Nummer Eins auf der Welt zu sein, sondern dass die USA die anderen Staaten führen wollen, d. h. ihre Werte, ihre Auffassung von richtig und falsch, zum Maßstab ihres und der anderen Handeln machen. Daraus ergibt sich im Extremfall, dass auch wirtschaftliche (Sanktionen) und militärische (Krieg) Gewalt zur Weitergabe dieser „Werte“ angewendet werden darf.
Die heutige Situation auf der Welt ist das Ergebnis dieses „missionarischen“ Denkens.

Donald Trump fordert auch, dass die USA wieder die Nummer Eins auf der Welt sein müsse. Der Slogan „Let’s make America great again“ ist jedoch ein absolut nationalistischer. Hier wird das Wohl der USA – ohne Rücksicht auf die Anderen – in den Vordergrund gestellt. Hier geht es nicht um Werte, nicht um „missionarische“ Aufgaben. Der absolut egoistische Nutzen steht im Vordergrund. Es ist purer Pragmatismus. Werte und Ethik sind nicht gefragt.

Die erste Einstellung hat die Welt immer weiter ins Chaos gestürzt und an den Rand eines weiteren Weltkrieges gebracht.
Und die zweite scheint unter den gegebenen Umständen die Errettung von (fast) allem Übel zu sein.

Gerade die möglichen Veränderungen im Verhältnis Russland – Westen, das insbesondere durch das „Missionieren“ in eine ausweglose Situation geraten und Ursache für die gefährliche Situation auf der Welt ist, verführt zu „jubelnden“ Reaktionen. Es bleiben jedoch noch viele Gebiete, auf denen die Interessen von Russland und den USA aufeinanderstoßen werden.

Das Positive an der heutigen Situation ist, dass bei Konfliktlösungen „Glaubensfragen“ – im Sinn von Werten und deren Weitergabe an den Partner – keine Rolle mehr spielen werden, sondern ganz pragmatische Überlegungen »was ist von Vorteil« das Ausschlaggebende sein werden.

(Hanns-Martin Wietek/russland.news)

COMMENTS