Trump oder Clinton – Wer bekommt Russland besser?

Die Präsidentenwahlen laufen, Russland schaut (wie der Rest der Welt) gebannt auf die USA. Doch egal welchen Ausgang sie nehmen – für Russland wird sich so viel nicht ändern, glaubt man in Moskau. Und wenn, dann zum Schlechteren.

Das wichtigste Ergebnis der US-Wahlen aus russischer Warte dürfte am Mittwoch sein, dass sie dann vorbei sind: Niemand wird sich mehr groß über die angebliche mediale, geheimdienstliche oder hackertechnische Einflussnahme Russlands auf die Präsidentenwahlen erregen – denn egal wie sie ausgehen, es gibt dann andere Stories zu erzählen und Fragen zu erörtern. Und Russland wird erst einmal kein großes Thema mehr sein.

Russische Hybrid-Polittechnologie hat Pause

Aber Russland hat seinen Imagegewinn aus der Dauererörterung des „russischen Faktors“ erhalten, schreibt heute die Zeitung „Wedomosti“. Zur Erklärung: Schließlich hat das noch keine ausländische Macht fertig gebracht, die Willensbildung des demokratischen Urvolks beeinflusst zu haben, angeblich jedenfalls. Der Verdacht allein, dass dies Russland möglich und zuzutrauen wäre, hat – trotz aller offiziellen Dementis – dem Kreml geschmeichelt und seinen Fans gefallen.

Gleichzeitig unterstützt diese Wahl die für den Kreml so wichtige These von der Krise der westlichen Demokratie“, schreibt die Zeitung. In der Tat, die Marathon-Schlammschlacht zwischen zwei weithin negativ gewerteten Kandidaten hat wohl viele an der angeblichen Überlegenheit dieses Systems zweifeln lassen.

Sanktionen werden wohl bleiben – egal was

Aber was wird der Einzug von Frau C. oder Herrn T. ins Weiße Haus für Russland bedeuten? Laut Fjodor Lukjanow, dem Vorsitzenden des Rates für Außen- und Sicherheitspolitik wird ein Sieg weder der einen wie des anderen zu elementaren Veränderungen im russisch-amerikanischen Verhältnis führen. „Der Unterschied liegt lediglich darin, dass wir bei einem Sieg von Clinton garantiert nichts zu erwarten haben, während es bei einem Sieg Trumps unklar ist, was wir erwarten können“, zitiert ihn „Wedomosti“.

Wünschen würde sich Russland von den USA in allererster Linie eine Aufweichung oder Aufhebung der Wirtschaftssanktionen. Doch eine Aufhebung der wegen der Krim und der Ostukraine gegen Moskau verhängten Sanktionen sei „absolut unrealistisch in der kurzfristigen wie längerfristigen Perspektive egal bei welchem Wahlausgang“, so die Zeitung. Sie begründet dies damit, dass die USA Sanktionen als internationales Druckmittel hoch schätzen – und traditionell erst dann darauf verzichten, wenn sich ihr Effekt völlig verflüchtigt hat.

Und was macht der Ölpreis?

Doch bekanntlich wirkt sich der Ölpreis noch viel stärker auf Russlands wirtschaftliches Wohl oder Weh aus als Finanzsanktionen. Die Zeitschrift „Dengi“ stellt in dieser Richtung die Überlegung an, dass der vermeintlich Russland-freundlichere Kandidat Trump einen Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China hervorrufen könnte (schließlich propagiert er die Abschottung der USA von chinesischen Importen). Dies würde die Weltwirtschaft bremsen und sich negativ auf den Ölpreis auswirken – schlecht für Russland.

Eine Präsidentin Clinton hingegen würde wohl die Subventionen für alternative Energien erhöhen und möglicherweise die Sanktionen gegen Russland, auch im Energiesektor, verschärfen. „Das würde sich nicht nur negativ auf den Ölpreis, sondern auch auf den russischen Ölexport auswirken“, mutmaßt das Blatt.

[ld/russland.NEWS]

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