Trauer, Konsequenzen und Folgeschäden in Wolgograd

Der Jahreswechsel ist normalerweise die wichtigste Zeit für Feierlichkeiten in Russland – so etwas wie mitteleuropäische Weihnachten, Silvester und eine Prise Kinderfasching in einem. Es wird ausgelassen gefeiert, Geschenke werden gemacht, jede Firma bietet ihren Angestellten einen speziellen Event. In der Stadt Wolgograd rechnet man zur Stunde mit einer Absage aller dortigen Feierlichkeiten. Das klingt selbstverständlich, ist jedoch angesichts der großen Bedeutung dieser Festlichkeiten ein großer Schritt – als würde man in einer Stadt im Rheinland alle Feiern einer Saison zu Weihnachten, Silvester und Karneval auf einmal absagen.

Die Stimmung in Wolgograd ist nach unseren Kontakten vor Ort jedoch ruhig – keine Angst oder Panik. Jedoch ist auch Schock und Trauer in den Gesichtern der Menschen spürbar. Wegen der Namen der Todesopfer wurden spezielle Hotlines eingerichtet. Die Autostraßen können – mit Ausnahme der direkten Umgebung des Bahnhof, normal befahren werden. Auch der öffentliche Busverkehr ging ohne Unterbrechung weiter. Besondere Sicherheitsmaßnahmen wurden unmittelbar nach dem Anschlag am Wolgograder Flughafen ergriffen.

Auch die Russische Eisenbahn steht in Folge der Explosionen vor Herausforderungen. Wolgograd ist ein wichtiger Knotenpunkt und der Bahnhof nun natürlich nicht nur komplett gesperrt und evakuiert, sondern auch von der Explosion beschädigt. Zahlreiche Fernzüge werden zur Stunde umgeleitet und werden an anderen Haltepunkten der Stadt Station machen. Zu Verspätungen würde es jedoch nach offiziellen Bahnangaben nicht kommen. Die Aufräumarbeiten wuerden sich wohl noch länger hinziehen, heißt es von Bahn-Verantwortlichen. Die Explosion hatte eine derartge Wucht, dass Körperteile des Attentäters selbst nach Berichten lokaler Journalisten überall im Gebäude verstreut gefunden wurden.

Nachtrag 15:08 Uhr MEZ: In einer soeben veröffentlichten Liste der Todesopfer und Verletzten beim Anschlag sind die Namen von 33 Verletzten und 5 Toten verzeichnet. Weitere acht Tote seien noch nicht identifiziert worden. Die Differenz zu vorherigen Meldungen, nach denen es 15 Todesopfer gegeben haben soll, wurde nicht erläutert. Unter den Toten befindet sich auch ein namentlich bekannter Sicherheits-Wachmann, der zur Explosionszeit am Bahnhof arbeitete. Die Verletzten sind nach örtlichen Meldungen zum Teil sehr schwer verletzt. Mehrere würden operiert oder lägen in Intensivstationen.

Roland Bathon, russland.RU Wolgaregion und Ural; Foto: Bahnhof Wolgograd, Wikimedia Commons

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