The Guardian: Russische Agentin arbeitete mutmaßlich mehr als 10 Jahre in Moskauer US-Botschaft

Ermittler der US-Spionageabwehr entdeckten vermeintlich eine russische Spionin, die seit mehr als einem Jahrzehnt unbemerkt im Zentrum der amerikanischen Botschaft in Moskau arbeitete, wie die britische Zeitung The Guardian berichtet. The Guardian

Die russische Staatsbürgerin war vom Secret Service eingestellt worden und hatte Zugang zum Intranet- und E-Mail-System der Behörde, was ihr womöglich den Zugriff zu höchst vertraulichem Material einschließlich der Zeitpläne der US-Präsidenten, der Vizepräsidenten und ihrer Ehepartner, einschließlich Hillary Clinton verschaffte.

Die Frau arbeitete jahrelang für den Secret Service, bevor sie im Jahr 2016 während einer routinemäßigen Sicherheitsüberprüfung unter Verdacht geriet. Sie soll sich regelmäßig ohne Genehmigung mit Mitgliedern des russischen FSB getroffen haben. Die Prüfer schlugen im Januar 2017 Alarm, aber der Secret Service leitete keine umfassende Untersuchung ein. Stattdessen entschied er sich, einige Monate ruhig verstreichen zu lassen, und die möglicherweise peinliche Angelegenheit auszusitzen.

Laut Guardian sei die Frau im letzten Sommer entlassen worden. Die Entlassung erfolgte kurz vor der vom Kreml geforderten Ausweisung von US-Diplomaten, nachdem Washington mehr Sanktionen gegen das Land verhängt hatte. Das Department of Homeland Security wurde offenbar über den Fall informiert, aber es ist unklar, wie viele Details an Beamte außerhalb der Behörde weitergegeben wurden.

Nach den Ergebnissen der Prüfung im Januar 2017 wurden neun leitende Beamte des Secret Service von den zuständigen Beamten des Außenministeriums gewarnt. Die CIA und das FBI führten eigene Ermittlungen durch, aber es scheint, dass der Geheimdienst die Führung übernehmen wollte. Dem Guardian wurde mitgeteilt, dass der potenzielle Verstoß keinem der nachrichtendienstlichen oder Kontrollausschüsse des Kongresses gemeldet wurde. Die Entdeckung eines mutmaßlichen FSB-Maulwurfs in der US-Botschaft in Moskau hätte dem Secret Service massiv geschadet und schwerwiegende Folgen für die Sicherheit anderer Geheimdienstmitarbeiter.

Sie habe genug Zeit gehabt, ohne Aufsicht Informationen zu sammeln, sagte die Quelle. „Mehrere Mitarbeiter haben auf persönlicher Ebene mit ihr interagiert, indem sie ihr E-Mails an ihre private Adresse geschickt haben. Das ist nicht erlaubt. “

Es ist unklar, warum die Frau, eine russische Staatsangehörige, überhaupt vom Secret Service angestellt wurde oder welche Art von Überprüfung stattgefunden hat.

Nach detaillierten Fragen über die Untersuchung der Frau und ihre Entlassung versuchte der Secret Service, die Bedeutung ihrer Rolle herunterzuspielen. Aber er leugnete nicht, dass sie als potenzieller Maulwurf identifiziert worden war.

Der Dienst räumte ein, dass bei der Einstellung von Ausländern immer die Gefahr besteht, dass einer von ihnen mit nachrichtendienstlichen Informationen in Verbindung gebracht wird.

„Dies ist in Russland besonders relevant. Daher werden alle nichtamerikanischen Mitarbeiter im Auslandsdienst entsprechend überprüft, um sicherzustellen, dass die Interessen der Geheimdienste und der Regierung der Vereinigten Staaten jederzeit geschützt sind. Daher beschränken sich die Aufgaben auf Übersetzung, Dolmetschen, Kulturaustausch, Kontaktpflege und administrative Unterstützung.

Ein Sprecher des Secret Service sagte der russischen Nachrichtenagentur Tass, dass die Informationen über die Verfügbarkeit des Zugangs zu Verschlusssachen seitens einer russischen Frau nicht der Realität entsprechen. „Mitarbeiter des US-Geheimdienstes, die Bürger eines fremden Landes sind, haben keinen Zugang zu Informationen über die nationale Sicherheit.“

Dem Guardian gelang es, den Namen des Verdächtigen herauszufinden, aber Journalisten konnten sie nicht kontaktieren, um ihre Rolle in der Botschaft oder die gegen sie erhobenen Vorwürfe zu erklären. Im offiziellen Text ist der Name der Frau jedoch nicht angegeben.

In der Erklärung auf der Website des Secret Service werden die Informationen der Zeitung aufgrund von Anschuldigungen anonymer Quellen als „ungenau“ bezeichnet.

Die Quelle der britischen Zeitung vermutet, dass die Überprüfung dieses Vorfalls in die Ermittlungen des Sonderstaatsanwalts Robert Mueller einbezogen werden könnte. „Der Kongress sucht immer nach russischen Hackern. Und es ist gut möglich, dass die Information, die erlaubte, den Server der Demokratischen Partei während der Wahlen von 2016 zu hacken, direkt aus diesem Fall stamme.“

Der Secret Service ist im Department of Homeland Security angesiedelt und unterhält weltweit mehr als 150 Büros.

[hub/russland.NEWS]

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