Telegram kaputt – Durow sieht Russlands nationale Sicherheit beschädigt

Ab zwölf Uhr mittags stieg die Anzahl der Beschwerden über Probleme beim Senden und Empfangen von Nachrichten stark an. Im ganzen Land kam es zu Fehlfunktionen bei Telegram. Zuvor hatte Roskomnadzor vom Moskauer Tagansky-Gericht per Urteil den Auftrag erhalten, den Zugang zu Telegram einzuschränken.

Telegram-Gründer Pawel Durow kommentierte den Beginn der Sperrung seines Botendienstes umgehend und gab auf seiner VKontakte-Seite eine Erklärung ab.

Die Blockierung werde die Lebensqualität von 15 Millionen Russen verschlechtern, so Durow. Zusätzlich werde das Niveau der nationalen Sicherheit in Russland abnehmen, da „einige persönliche Daten von Russen aus neutralen russischen Webseiten zur von den USA kontrollierten Konkurrenz WhatsApp/Facebook abwandern werden.“

Die terroristische Bedrohung bleibe auf dem gleichen Niveau stehen, prophezeit Durow. Extremisten werden weiterhin verschlüsselte Kommunikationskanäle verwenden, mit Hilfe anderer Botendienste oder mithilfe eines VPN.

„Wir stufen die Entscheidung, uns zu blockieren, als verfassungsfeindlich ein und werden weiterhin das Recht auf Privatsphäre im russischen Nachrichtenverkehr verteidigen“, so Durow in seiner Erklärung.

Zuvor hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow keinen Zweifel an der Umsetzung des Gerichtsbeschlusses aufkommen lassen. Die Maßnahmen werden von Roskomnadzor umgesetzt. „Das ist kein Versteckspiel“, so Peskow. Noch sei es zu früh über die Wirksamkeit der technischen Maßnahmen zu spekulieren. „Ich wiederhole, die Entscheidung des Gerichts wird umgesetzt“, betonte er am Ende seines Briefings.

Früh am Montag hat Roskomnadzor den Betreibern die Entscheidung des Gerichts über die Sperrung des Zugangs zu Telegram übermittelt. Gemäß der russischen Gesetzgebung muss der Beschluss innerhalb von 24 Stunden umgesetzt werden.

Ein Sprecher aus dem Ministerium für Kommunikation sieht in der Sperrung keine Tragödie für die Russen. Leser werden einen Weg finden, um Informationen zu erhalten. Autoren werden in der Lage sein, ihre Inhalte dem Publikum auf andere Weise zu übermitteln.

Roskomnadzor kündigte nachträglich an, dass auch die, die Telegram bei der Umgehung der Sperrung helfen, belangt werden sollen.

Laut Kommersant gab es auf dem Lubjanka-Platz in Moskau eine Kundgebung gegen die Telegram-Blockade. Aus Protest starteten Aktivisten bunte Papierflugzeuge. Interfax zufolge wurden bisher 13 Aktivisten verhaftet.

[hub/russland.NEWS]

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