Skandal über einen Sketch: Russische Medien löschen eine Parodie über Putin

Skandal über einen Sketch: Russische Medien löschen eine Parodie über Putin

Mehrere russische Medien entfernten die zuvor veröffentlichten Nachrichten über das Video des in Russland sehr bekannten Komikers Maxim Galkin. Im Video parodiert er ein Treffen zwischen Wladimir Putin und dem Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin, in dem es um einen Zeitplan für Spaziergänge für Einwohner der russischen Hauptstadt ging, berichtete die Zeitung The Bell.

Zu den Medien, in denen die Nachrichten gelöscht wurden, gehören Gazeta.ruLenta.ru, Moskowskij Komsomolez, Rambler News, Regnum und der Fernsehsender 360 Moskau. Eine Quelle berichtete The Bell, dass dies in Folge von Anrufen von Beamten des Moskauer Rathauses und der Präsidialverwaltung geschehen sei.

Dies ist nicht das erste Mal, dass Galkin Putin nachahmt. In einem Interview mit der Journalistin Irina Schichmann auf dem YouTube-Kanal „А поговорить»  (Zu Deutsch: „Lasst uns reden“) im Jahr 2019 sagte der Comedian, er habe keine Angst davor. Im Frühjahr 2020 kommentierte Putin selbst in einem Interview mit Tass die Worte des Künstlers. „Eine Person, die keine einzige Position vertritt, kann nach Belieben scherzen“, sagte Putin und pflichtete bei, dass er Galkins Humor für angesagt hält.

Galkin veröffentlichte am Abend des 28. Mai auf seiner Instagram-Seite ein Video, in dem er den russischen Präsidenten Wladimir Putin und den Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin über den in Moskau während der Coronavirus-Pandemie genehmigten Zeitplan für Spaziergänge parodierte. Das Video hat inzwischen allein bei Instagram fast sechs Millionen Aufrufe und sprengte regelrecht die russischen sozialen Netzwerke.

Die Hauptstadt Russlands hat sehr strenge Maßnahmen zur Selbstisolierung eingeführt, und die Bürger werden für Verstöße mit hohen Geldstrafen belegt. Darüber hinaus haben die so genannten elektronischen Pässe, die die Moskauer auf den Webseiten der Stadt bestellen müssen, um die Erlaubnis zum Verlassen des Hauses zu erhalten, für viel Kontroversen gesorgt. Putin hielt am 27. Mai tatsächlich ein Arbeitstreffen mit Sobjanin ab. Der Bürgermeister gab seine Entscheidung bekannt, die wegen der Coronavirus-Pandemie verhängten Restriktionen in der Hauptstadt aufzuweichen. Insbesondere schlug er vor, den Menschen zu erlauben, planmäßige Spaziergänge zu unternehmen. Diese Vorschläge nahm Galkin in seiner Parodie aufs Korn. Im Sketch spielt der Comedian sowohl den Präsidenten als auch den Bürgermeister.

In der Parodie fragt „Putin“, nach welchem Prinzip die Bürger in Moskau spazieren gehen dürfen. Sobjanins Antwort ist absurd: „Das Schema, das wir haben, ist sehr einfach. Zunächst werden die Bewohner von Häusern, deren Fenster gleichzeitig nach Nordwesten und Südosten ausgerichtet sind, spazieren gehen können. Und dann natürlich diejenigen, deren Häuser parallel zum Äquator liegen“. „Ein gut durchdachter Plan“, lobt Putin. „Jeder Bürger, der einen Spaziergang macht, sollte auf der Suche nach einer Parkzone strikt 50 Meter vom Haus entfernt in Richtung Nordpol laufen. Wenn keine Parkzone gefunden wird, sind weitere 30 Meter in die entgegengesetzte Richtung erlaubt“, so Galkin als Bürgermeister.

Er berichtet dem Präsidenten auch, dass die Moskauer nun die Grünflächen betrachten dürfen und dass „eine kreisförmige Bewegung nacheinander in einem Abstand von anderthalb Metern streng nach dem verlegten Fliesenornament zulässig ist“. Außerdem können sich die Bürger wegen der Quarantäne in den Parks der Hauptstadt „erhängen“. Auf die klärende Frage von „Putin“, was er damit meine, erklärt „Sobjanin“, dass er natürlich von Klimmzügen spricht, um „die müde Wirbelsäule“ zu dehnen. „Wir haben sichergestellt, dass Parks über genug Bäume mit mindestens einem starken, zuverlässigen Ast verfügen“, fügte er stolz hinzu.

Dann will der „Präsident“ wissen, wie man Verstöße gegen die Regeln des Spaziergangs kontrollieren will, und nachdem er erfährt, dass dies mit Hilfe von Geldstrafen passieren wird, bietet er „Sobjanin“, die Geldstrafe in Höhe von nicht mehr als 5.000 Rubel (etwa 65 Euro) zu verschreiben, da sie „die Höhe der staatlichen Beihilfezahlungen nicht überschreiten sollte“.

Am Ende erklärt Sobjanin, dass all dies als „ein Zeitplan, um etwas frische Luft zu schnappen“ bezeichnet wird. Dann kommt es zu folgendem Dialog:

Putin: Sergej Semenowitsch, welche frische Luft gibt es denn in Moskau?

Sobjanin: Okay, dann streichen wir das Wort „frische“ weg.

Putin: Und wozu das Wort „Luft“? Es ist doch klar, dass die Menschen Luft einatmen.

Sobjanin: Dann streichen wir das Wort „Luft“ auch. Dann nennen wir das: „Zeitplan zum Atmen“.

Putin: Das hört sich aber nicht sonderlich demokratisch an. Es ist, als ob wir kontrollieren wollen, wer und wie atmen soll, und wer nicht. Manchmal schalten wir zwar die Sauerstoffzufuhr ab, aber doch nicht für alle. Noch nicht. Deshalb schlage ich folgende Bezeichnung vor „Zeitplan, um frei atmen zu können“.

Sobjanin: Jeden zweiten Tag?

Putin: Ja, jeden zweiten Tag.

Sobjanin: Gut! Wird gemacht.

[hrsg/russland.news]

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