Senfgasattacke – war da was?

Der Direktor der Abteilung für Waffen-Nichtverbreitung und -Kontrolle des russischen Außenministeriums, Michail Uljanow, hat auf der Website des Ministeriums am Donnerstag den Text seiner Ansprache in der Sondersitzung der »Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW)«, gehalten in Den Haag am 19. April, veröffentlicht.

Er gab seiner Verwunderung Ausdruck, dass 15 Tage nach den veröffentlichten Berichten über die angebliche Giftgasattacke noch immer keine Schritte unternommen worden sind, um den Vorfall zu untersuchen. „Wir haben überhaupt nichts darüber gehört, dass Verantwortliche der OPCW das Gebiet von Khan Shaykhun besucht hätten.“

Uljanow erklärte, dass alle Beschuldigungen, einen Giftgasangriff durchgeführt zu haben, unbegründet seien und auf fragwürdigen Daten in den Sozialen Medien beruhten. Aber sofort hätten Vertreter einiger Länder so getan, als ob alles schon ganz klar sei.

In dieser Hinsicht sei der Artikel des britischen Außenministers Johnson im »Telegraph« sehr typisch. Er sagte dort „‘dies war höchstwahrscheinlich ein Angriff von Assad‘. Das bedeutet, dass der britische Außenminister, sich nicht ganz sicher ist. Aber warum haben unsere britischen Kollegen dann auf internationaler Ebene eine solche eindeutige Aussage gemacht?“ so Uljanow.

Auch sei sich Washington absolut sicher, dass Damaskus Schuld sei. Dies ist, so Uljanow, – wie man es nennt – ein schlimmer Fall von Déjà-vu. Wir hören sie heute die gleichen Dinge sagen wie vor 14 Jahren, im Vorfeld der militärischen Invasion in den Irak“.

Russland sei im Interesse der Wahrheitsfindung bereit, mit allen Partnern einschließlich den USA zu sprechen. Dies müsse allerdings jetzt geschehen, weil der Erfolg einer Untersuchung immer schwieriger werde.

Das russische Verteidigungsministerium zeigte sich gleichzeitig verwundert ob der Tatsache, dass die sogenannten »Weißen Helme«, in den Giftgaswolken von Sarin ohne jegliche Schutzanzüge unverletzt bleiben konnten. Der Leiter der Gruppe sollte schnellstmöglich eine Erklärung dazu abgeben.

OPCW-Generaldirektor Ahmet Uzumcu hatte erklärt, dass Sarin-Gas oder eine Sarin-ähnliche Substanz bei der Chemie-Waffen-Attacke in Khan Shaykhun verwendet worden sei und hatte hinzugefügte, dass „die analytisch erzielten Ergebnisse unwiderlegbar seien.“
Es sei aber bis heute kein OPCW-Mitarbeiter in Khan Shaykhun gewesen. „Wo kommen diese Muster her? Wer von den OPCW-Mitgliedern war in der Lage, sie zu studieren, die Standard-Prozeduren sind eine komplexe Forschung, die Zeit erfordert, wie wir es, im Falle des Senfgas Einsatzes in Aleppo gesehen haben,“ fragte Konaschenkow, der Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums.

Er wies auch darauf hin, dass die OPCW als eine unparteiische und verantwortliche internationale Organisation gegründet worden sei. „Deshalb sollten die Aussagen und Schlussfolgerungen dieser Organisation auf der Grundlage wissenschaftlicher Methoden und nicht politisch motiviert sein. … Darüber hinaus müssen alle Experten die Möglichkeit haben, die Aussagen und Schlussfolgerungen zu überprüfen.“

Konaschenkow ging auch noch einmal auf Aleppo ein: Ende 2016 habe in Aleppo ein Giftgasangriff stattgefunden. „Russische Experten gingen vor Ort und sammelten Proben der giftigen Substanz und übergaben sie der OPCW. Die syrischen Behörden bestanden damals darauf, dass OPCW-Experten das Land besuchen, und sie waren bereit, für deren Sicherheit sorgen, aber niemand kam“, so der russische General Konaschenkow.

Heute „vier Monate später, ist die OPCW noch immer nicht in der Lage, eine Stellungnahme abzugeben und zu erkennen, dass sich [in den Proben] Senfgas befindet. In Aleppo war es wirklich Senfgas, wobei weitere Untersuchungen notwendig wären.“
Jedoch in Khan Shaykhun war Herrn Uzumcu sofort alles klar.

[Hanns-Martin Wietek/russland.news]

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